Port-au-Prince/Köln. Das vor fünf Jahren am 12. Januar 2010 durch ein Erdbeben in großen Teilen zerstörte Haiti benötigt weitere Hilfe trotz sichtbarer Fortschritte beispielsweise beim Bau von Krankenhäusern und Schulen. Malteser International wird daher mindestens bis zum Jahr 2017 den weiteren Wiederaufbau unterstützen. Zehn Millionen Euro setzte die katholische Hilfsorganisation bisher für die Not- und Wiederaufbauhilfe ein. Die Lebensbedingungen vieler Menschen sind nach wie vor sehr schlecht. Zusätzlich zum Erdbeben haben auch tropische Wirbelstürme immer wieder Ernten vernichtet, so dass vor allem die Ernährung der armen Bevölkerung nicht gesichert ist. Hinzu kommen vor allem in der Regenzeit immer wieder Cholera-Ausbrüche.
Malteser International setzt bei seiner Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährungssicherung, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Katastrophenvorsorge vorrangig auf die Zusammenarbeit und gezielte Stärkung lokaler Partner, um das Land langfristig von externer Hilfe unabhängig zu machen. „Mit unseren Programmen wollen wir die Menschen und ihren Lebensraum hier stärken und ihre Kapazitäten weiterentwickeln“, erklärt Thomas Hüfken, Malteser International Programmkoordinator Haiti. „Konkret bedeutet das, dass wir einheimische Partnerorganisationen neben der Projektdurchführung auch in den Bereichen Verwaltung, Logistik und Konfliktmanagement schulen.“ Die Trainings erfolgen praxisnah: Freiwillige der Partnerorganisationen arbeiten gemeinsam mit den Teams von Malteser International im Projekt und lernen so praktische Fertigkeiten von Grund auf. „Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die Projekte eines Tages auch ohne uns weitergehen können“, so Hüfken.
Ein Beispiel für diesen Ansatz ist das Mutter-Kind-Zentrum in Darbonne bei Léogâne: Es wurde 2012 eröffnet und gehört zu der Gesundheitsstation, die Malteser International 2010 nach dem Erdbeben gemeinsam mit der Episkopalen Kirche wieder aufgebaut hat. Kontinuierlich hat Malteser International das medizinische Fachpersonal in Basisgesundheitswesen und der Prävention, Diagnose und Behandlung von Cholera sowie die kirchlichen Mitarbeiter der Verwaltung geschult. 2014 übergaben die Malteser das Mutter-Kind-Zentrum und die Gesundheitsstation an die Kirche, die beide Einrichtungen nun völlig eigenständig führt. „Als wir die Mutter-Kind-Station vor zwei Jahren eröffnet haben, hatten wir rund 25 Geburten pro Monat. Derzeit erblicken etwa 70 Neugeborene hier im gleichen Zeitraum das Licht der Welt“, berichtet der medizinische Leiter der Gesundheitsstation, Dr. Alix Ariste. „Der neue und gute Service der Klink hat sich herumgesprochen.“ Monatlich behandelt das Gesundheitsteam inzwischen rund 2.000 Patienten, kontrolliert bei mehr als 600 Kindern Wachstum und Gewicht und führt über 400 Impfungen durch.
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Thomas Hüfken, Malteser International Programmkoordinator auf Haiti, steht für Interviews und O-Töne zur Verfügung.
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2010 – 2015: Nothilfe und Wiederaufbau in Haiti
Malteser International hat in den vergangenen fünf Jahren rund 10 Millionen Euro in Maßnahmen der Not- und Wiederaufbauhilfe umgesetzt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auch auf Hilfen und Trainings für Kinder und Jugendliche als den Zukunftsträgern des Landes. Mehr als 1.700 Schüler und 100 Lehrer profitieren von elf Schulen und einem Kindergarten, welche die Malteser erdbebensicher wieder aufgebaut haben. Insgesamt 6.000 Schüler und rund 400 Lehrer engagieren sich an 20 Schulen in sogenannten Schulbrigaden, die im Katastrophenfall für eine rechtzeitige Evakuierung und Erste Hilfe sorgen. Im Kampf gegen die Cholera-Epidemie behandelten die Teams über 1.000 Patienten; langfristige Präventionsmaßnahmen kamen mehreren 10.000 Haitianern zugute. In Cité Soleil, einem der größten Slumgebiete der westlichen Hemisphäre, verbessern die Malteser gemeinsam mit lokalen Partnern die sanitäre Grundversorgung für rund 12.500 Menschen und setzen sich mit einem umfassenden Müllmanagement für Sauberkeit und Hygiene der hier lebenden Menschen ein. Im Südosten des Landes verhalf Malteser International 900 Kleinbauernfamilien mit einer verbesserten Wasserversorgung, der Verteilung von Saatgut und der Anlage von Kleingärten zu einer sicheren und gesünderen Ernährung.
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