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Programmförderung ermöglicht schnelle Hilfe – nicht nur in der Pandemie

Wir engagieren uns in der Region Afrika für die langfristige Entwicklung der Gesellschaften unserer Partnerländer und helfen in humanitären Krisen, die Not der Menschen zu lindern. Um die Reaktionsfähigkeit unserer Hilfe zu verbessern, nehmen wir an einem Pilotprojekt des Auswärtigen Amts für eine flexiblere Programmgestaltung teil. In der Corona-Pandemie zeigen sich die Stärken dieses Ansatzes.

Nach der Entscheidung ging es schnell: „Als uns Anfang März klar wurde, dass die Corona-Pandemie weltweit um sich greift und wir uns in allen unseren Partnerländern darauf vorbereiten müssen, konnten wir gleich am nächsten Tag in verschiedenen Ländern mit ersten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gegen Covid-19 beginnen“, berichtet Roland Hansen, Leiter der Regionalabteilung Afrika bei Malteser International.

In der DR Kongo konnten das hochspezialisierte international-kongolesische Gesundheitsteam bereits auf Erfahrung mit den bisherigen Ebola-Ausbrüchen aufbauen und eine vorhandene Isolierstation erneut aufbauen. Darüber hinaus konnten wir durch ein umfangreiches Aufklärungsprogramm mit Radiospots, Aufklärung in den Gemeinden und Plakaten über das Coronavirus in der weitläufigen ländlichen Region mehr als eine Millionen Menschen erreichen.

„Wir waren zudem sehr schnell in der Lage, unsere Mitarbeitenden und Partnerorganisationen mit Schutzmaterialien auszustatten. In Uganda konnte unser Partner, das Lubaga Hospital in der Hauptstadt Kampala, sofort Trainings für Mitarbeitende zum Infektionsschutz anbieten, eine Isolierstation aufbauen, zwei Ambulanzen und die Notaufnahme mit Beatmungsgeräten ausstatten und das Personal in deren Nutzung schulen“, berichtet Dr. Solomon A. Razafindratandra, Regional Emergency Advisor für das Regionalprogramm Afrika.

Planungssicherheit, agile Projektsteuerung und weniger Verwaltung

Ein Grund dafür, dass die Hilfe so schnell anlaufen konnte: Malteser International entwickelt seit dem Jahr 2018 gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ein Pilotprojekt, das ein neues Format der programmbasierten Projektförderung für mehr Planungssicherheit, Flexibilität und Reaktionsfähigkeit in der humanitären Hilfe testet.

Die Idee hinter dem neuen Förderungsinstrument: Um schneller und agiler auf kurzfristig auftretende Krisen zu reagieren, ist der Finanzierungsplan des Programms hinsichtlich der Mittelverwendung bewusst flexibel aufgestellt. So können Gelder innerhalb einer definierten Region verausgabt werden und sind nicht – wie bislang üblich – Projekt- oder ortsgebunden. Im Krisenfall gibt es über das Pilotprogramm die Möglichkeit, Mittel schnell umzuwidmen oder zur Verfügung zu stellen, ohne dass lange Abstimmungs- und Antragsschleifen zwischen den Partnern notwendig sind. Regelmäßige Sitzungen mit den Mitarbeitenden im Auswärtigen Amt sorgen für den notwendigen Informationsaustausch und die Gesamtkoordination.

Auf diese Weise wurde der Nothilfeeinsatz unseres Emergency Medical Teams (EMT) in Kamerun, das in Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Sommer 2020 die lokalen Gesundheitseinrichtungen bei der Eindämmung der Pandemie unterstützte, nach nur kurzer Abstimmung möglich. Viel bürokratischer Aufwand konnte vermieden werden: Insgesamt wurden einer externen Evaluierung zufolge in der zweijährigen Laufzeit des Pilotprogrammes über 50 Vertragsänderungen eingespart, allein 10 davon im Zusammenhang mit der Pandemie. Die Planbarkeit der Hilfe war dabei deutlich verbessert. Ein weiterer Vorteil: Durch den Programmansatz können Qualitätsinstrumente regional geschult und der Austausch von Erfahrung und guter Praxis systematisch in die einzelnen Projektmaßnahmen gebracht werden.

Schnelle und angepasste Hilfe in den großen Krisen der Region

Der veränderte Auftragsrahmen des Pilotprogramms bedeutet darüber hinaus eine grundlegende Verschiebung der Förderung von der Projekt- auf die Programmebene. Es wurden länderübergreifende und sektorale Schwerpunkte festgelegt, die die bislang übliche auf ein Land und spezifische Sektoren festgelegte Projektkonzeption ersetzen. Malteser International engagiert sich dabei entsprechend seiner Gesamtstrategie in den Bereichen Gesundheit, Ernährungssicherung sowie in der Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH). Das Pilotprogramm umfasst alle Einsatzländer von Malteser International in der Region – Nigeria, Kamerun, die DR Kongo, Uganda, Burundi, Tansania, den Südsudan sowie Kenia und das südliche Äthiopien – und wurde nach einer ersten Testphase bereits bis ins Jahr 2023 verlängert.

Aus Sicht von Malteser International ist das Konzept bislang sehr gut aufgegangen: „Der Ausbruch der Corona-Pandemie ist nur ein Bespiel dafür, wie das Pilotprogramm agile Hilfe ermöglicht hat. Auch im Falle der verheerenden Heuschreckenplage in den Ländern Ostafrikas, dem erneuten Ebola-Ausbruch in der DR Kongo und insbesondere bei den schweren Überflutungen in Uganda konnten wir so viel schneller und besser vorbereitet Hilfe leisten“, berichtet Dr. Razafindratandra.

Im Mai 2020 hatte es nach ungewöhnlich starken Regenfällen im Westen Ugandas verheerende Überschwemmungen gegeben. Der Distrikt Kasese wurde besonders hart getroffen: Zehntausende Menschen verloren ihr Zuhause, Schulen, Brücken und Krankenhäuser wurden zerstört. Dank der Flexibilität des neuen Ansatzes konnten unsere Partnerorganisationen acht Ambulanzen zeitnah in die Krisenregion schicken, um die Menschen medizinisch zu versorgen. Ein Nothilfe-Team stellte darüber hinaus die Wasserversorgung in 26 Camps für Menschen sicher, die durch die Fluten ihre Häuser verloren hatten.

Aus Epidemien lernen: Fokus auf One-Health-Ansatz

„Es ist ein großer Vorteil, dass wir mit unserer Nothilfe auf existierende Entwicklungsprojekte aufbauen können. Unsere Partner und Fachteams kennen die Bedarfe in ihren Projektregionen sehr genau und wir haben nun ein besseres Instrument, um auf neu auftretende Szenarien schneller reagieren zu können. Damit verbessern wir insgesamt die Übergänge in unseren Hilfen zwischen krisenbezogener humanitärer Unterstützung und längerfristiger Entwicklungszusammenarbeit“, sagt Hansen.

Zukünftig wird Malteser International einen besonderen Schwerpunkt auf den Ansatz „One Health“ legen, um Krankheiten wie Ebola oder Covid-19, die von Tieren übertragen wurden, zu begegnen. „Wir müssen noch stärker ganzheitlich denken und auch die Umwelt- und Tiergesundheit mit in den Blick nehmen“, so Hansen. „Die Corona-Pandemie hat uns in vielen Bereichen gezeigt, dass wir uns neu und flexibler aufstellen müssen, um den aktuellen und den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.“

Mehr über unsere Arbeit in Afrika erfahren Sie hier.

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