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„Es gab eine scheinbar endlose Schlange von zivilen Autos und Krankenwagen, die eine große Anzahl von Toten und Verletzten transportierten“

Zwei Ärzte aus Nordwestsyrien berichten über ihre Arbeit nach dem Beben:

Als am frühen Morgen des 6. Februars die Erde in der Türkei und in Syrien zu beben beginnt, machen sich die Ärzte in den von Malteser International unterstützten Krankenhäusern in Nordwestsyrien auf das Schlimmste gefasst: „Unser medizinisches Personal eilte zum Krankenhaus, wo es mit den schrecklichen Folgen dieser Katastrophe konfrontiert wurde. Es gab eine scheinbar endlose Schlange von zivilen Autos und Krankenwagen, die eine große Anzahl von Toten und Verletzten transportierten“, berichtet Dr. Moheeb Kaddour, medizinischer Direktor am Atmeh Charitable Hospital, das von „Hand in Hand for Aid and Development“ (HIHFAD), einer syrischen Partnerorganisation von Malteser International, betrieben wird. Hunderte Betroffene waren nach den schweren Erdstößen mit starken Blutungen, Quetschungen und massiven Verletzungen an Gliedmaßen, Brustkorb, Kopf sowie Wirbelsäule eingeliefert worden. 

„Bei den meisten Verletzungen handelte es sich um vielfältige und zahlreiche Brüche der Gliedmaßen, des Beckens, des Kopfes und der Wirbelsäule sowie um Verletzungen des Brustkorbs und des Unterleibs. Nach einer vorläufigen Einteilung nach der Schwere der Verletzungen gab es Notfälle, die sofort behandelt werden mussten. Andere Fälle wurden zur weiteren Behandlung an andere Fachärzte überwiesen, die sie zu einem späteren Zeitpunkt zur orthopädischen Behandlung zurückbrachten. Es gab zahlreiche Fälle von Wunden, Prellungen und einfachen Brüchen, die behandelt wurden“, berichtet Dr. Ibrahim Al-Khatib, der als orthopädischer Chirurg am Armanaz Surgical Hospital arbeitet, das ebenfalls von HIHFAD mit Unterstützung von Malteser International betrieben wird.

Operationen in völliger Dunkelheit, ohne Strom, bei extremer Kälte

„Wir haben in den ersten Tagen alles gegeben, um so viele Leben wie möglich zu retten“, schildert Dr. Ibrahim Al-Khatib, die Situation im Armanaz Krankenhaus rückblickend. „Nun haben wir mit der zweiten Phase begonnen: Zum einen behandeln wir die Frakturen weiter und zum anderen wollen wir die Patienten mental unterstützen.“ Malteser International unterstützt derzeit sechs Krankenhäuser, eine Geburtsklinik mit Kinderkrankenhaus sowie acht Basisgesundheitsstationen in den Regionen Idlib und in Nord-Aleppo in Nordwestsyrien. Die Hilfsprojekte in der syrischen Grenzregion werden von der Türkei aus gesteuert.

Eine der geretteten Patientinnen im Atmeh Charitable Hospital ist die 9-jährige Seba, die acht Stunden lang in den Trümmern ihres zerstörten Hauses in Idlib ausharren musste, ehe sie mit ihrer Familie gerettet wurde. Im Krankenhaus erhielt sie die notwendige medizinische Versorgung. Sie und ihre Familie sind in Sicherheit und bei guter Gesundheit.

Um Menschenleben, wie das der kleinen Seba zu retten, arbeiteten die Notfall-, Zivilschutz- und Freiwilligenteams und das medizinische Personal in den Krankenhäusern in Nordwestsyrien – mit sehr begrenzten Ressourcen und unter schwersten Bedingungen – unermüdlich bis an die Grenzen ihrer Kapazitäten: „Stellen Sie sich vor, wir schreiben das Jahr 2023 und wir operieren in völliger Dunkelheit, ohne Strom, bei extremer Kälte und mit einem Mangel an logistischer Unterstützung und medizinischer Versorgung, der seit Jahren anhält“, sagt Dr. Moheeb Kaddour. Er appelliert mit aller Dringlichkeit: „Bitte helfen Sie weiter. Bitte lassen sie die Menschen hier nicht alleine.“

(Februar 2023)

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