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Humanitäre Krisen

Humanitäre Krisen bedrohen weltweit in zahlreichen Ländern wie Syrien, dem Jemen, Bangladesch, Venezuela, dem Südsudan oder der Demokratischen Republik Kongo das Leben von Millionen von Menschen. Ausgelöst durch Ereignisse wie Naturkatastrophen, Bürgerkriege oder Epidemien sind humanitäre Krisen davon geprägt, dass sie die Gesundheit, das Wohlergehen und die Sicherheit einer großen Gruppe von Menschen gefährden. Malteser International ist in unterschiedlichen humanitären Krisen vor Ort und leistet akute lebensrettende Hilfe.

Ab wann spricht man von einer humanitären Krise?

Eine einheitliche Definition für humanitäre Krisen gibt es nicht. Von einer humanitären Krise ist meist die Rede, wenn durch ein oder mehrere Ereignisse der Bevölkerung oder Teilen der Bevölkerung eines Landes grundlegende Existenzbedingungen wie der Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, Unterkünften, medizinischer Versorgung und Bildung entzogen werden und die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung auf lange Sicht bedroht ist. Bei den Ereignissen können zwischen drei Typen unterschieden werden, die im nachfolgenden Abschnitt beschrieben werden.

Die Ursachen humanitärer Krisen

Die größten Ursachen für humanitäre Kriesen sind Kriege und gewaltsame Konflikte wie zum Beispiel der Bürgerkrieg in Syrien. Aber auch Naturkatastrophen, wie Hurrikans, Zyklone, Erdbeben, Tsunamis, und andere extreme Wetterphänomene, wie „El Niño“ oder Dürreperioden, können zu einer humanitären Krise führen. Es lassen sich also die folgenden drei Typen humanitärer Krisen unterscheiden:

1. Menschengemachte Krisen (man-made crises):

Beispiele für menschengemachte Krisen sind u.a. bewaffnete Konflikte, Nuklearkatastrophen, Zug- oder Flugzeugunglücke.

2. Natürlich auftretende Gefahren (disasters associated with natural hazards):

  • Geophysikalischer Art (z. B. Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche)
  • Meteorologischer Art (z. B. Stürme, Wirbelstürme, Taifune)
  • Hydrologischer Art (z. B. Überschwemmungen, Fluten)
  • Klimatischer Art (z. B. Dürren, Waldbrände)
  • Biologischer Art (z. B. Epidemien, Schädlingsbefälle)

 

 

3. Komplexe Notsituationen (complex emergencies):

Sie stellen oft eine Kombination aus menschengemachten und natürlichen Gefahren dar und zeichnen sich häufig durch die Ausbreitung von Gewalt, daraus folgende Todesfälle, tiefgreifende Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft, Vertreibungen in der Bevölkerung sowie erschwerte Bedingungen für humanitäre Hilfe aus.

Weitere Faktoren können die Entstehung humanitärer Krisen begünstigen und im Verlauf eine drastische Verstärkung erfahren, zum Beispiel:

  • marode wirtschaftliche und soziale Systeme,
  • dauerhaft extreme Armut,
  • mangelnder Zugang zu Lebensmitteln und Wasser,
  • unterdrückende politische Systeme,
  • Bildungsarmut und
  • Urbanisierung.

Die Auswirkungen humanitärer Krisen

Die Folgen humanitärer Krisen sind vielfältig und bedrohen meist das Leben der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten.

Neben den Menschen, welche ihr Leben in direkter Folge einer Naturkatastrophe oder eines Krieges verlieren, sind viele Menschen meist noch lange Zeit nach dem Ereignis durch die mittel- und langfristigen Auswirkungen der Krisen bedroht und auf internationale Hilfe und Unterstützung zum Überleben angewiesen. Für das Jahr 2020 verzeichnet die „Global Humanitarian Overview“ (GHO) eine Rekordzahl von 168 Millionen Menschen, die weltweit humanitäre Hilfe benötigen.

Hunger ist eine Folge humanitärer Krisen: Beispielsweise können Naturkatastrophen wie Dürren oder Heuschreckenplagen wie aktuell in Afrika Ernten zerstören oder die Vertreibung von Menschen durch gewaltsame Konflikte dazu führen, dass Felder nicht mehr bestellt werden können. Darüber hinaus gibt es viele weitere Ursachen für den globalen Hunger, der auch für sich genommen eine humanitäre Notsituation darstellt. Der Welthunger Index (WHI) zeigt, dass die Zahl der weltweit Hungernden von 785 Millionen Menschen im Jahr 2015 auf 822 Millionen im Jahr 2018 gestiegen ist. Insbesondere Frauen und Kinder sind von Unterernährung betroffen. Durch verbesserten Zugang zu medizinischer Versorgung sind seit dem Jahr 2000 die Todesfälle von Kindern fast um die Hälfte zurückgegangen. Dennoch sind im Jahr 2018 noch 6,2 Millionen Kinder unter 15 Jahren aufgrund prekärer Lebensbedingungen gestorben, davon 5,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren.

Bürgerkriege haben meist eine Zerstörung der Infrastruktur der betroffenen Länder zur Folge, die wiederum zu einem Zusammenbruch des wirtschaftlichen Systems, fehlendem Zugang zu Lebensmitteln, Trinkwasser, Einrichtungen wie Krankenhäusern und Schulen oder zunehmender Armut führen kann. Durch die fehlende Bildung und den Mangel an Perspektiven bleibt dadurch oftmals die politische Lage instabil und das Land anfällig für weitere Krisen.

Von  Flucht und Vertreibung sind weiterhin viele humanitäre Krisen gekennzeichnet. Nach der gewaltsamen Verfolgung der Volksgruppe der Rohingya in Myanmar im Sommer 2017 flohen beispielsweise Hunderttausende in das Nachbarland Bangladesch, wo nun rund 860.000 Menschen in Flüchtlingscamps bei Cox’s Bazar unter katastrophalen Bedingungen auf engstem Raum zusammenleben. Mangelnde Hygiene, ein schlechter Zugang zu sauberem Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung stellt eine ständige Bedrohung für viele Menschen in Camps und auf der Flucht dar. Dabei beschränken sich diese desolaten Zustände keineswegs auf Länder des globalen Südens, aktuell sind in Flüchtlingscamps in Griechenland wie in Moria auf der Insel Lesbos Menschen unter katastrophalen Bedingungen untergebracht.

So helfen wir Menschen in einer humanitären Krise

Malteser International leistet Hilfe in humanitären Krisen in Ländern Afrikas, Amerikas, Asiens, des Nahen Ostens und Europas. Neben der sofortigen Nothilfe bei akuten Krisensituationen spielen darüber hinaus auch die Erarbeitung zukunftsfähiger Lösungen und die Katastrophenvorsorge eine entscheidende Rolle, um Menschen nachhaltig zu helfen.

In akuten Krisensituationen gilt es zunächst das Überleben der Bevölkerung zu sichern. Wenn das betroffene Land zum Beispiel nach einer Naturkatastrophe ein internationales Hilfeersuchen stellt, steht nach einer ersten Evaluation der Gesamtlage und der Entscheidungsfindung, ob ein Team entsendet wird, unser Nothilfeteam bereit, um schnellstmöglich vor Ort zu sein. Je nach Krise und Bedarf werden dann in Absprache mit den Vereinten Nationen, anderen Hilfsorganisationen und dem Staat medizinische (Erst-)Versorgung geleistet, Lebensmittel verteilt oder der Zugang zu Trinkwasser und Unterkünften sichergestellt.

Im Katastrophenfall können von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogenannte Emergency Medical Teams (EMT), bestehend aus medizinischem Personal, Logistikern, Koordinatoren sowie Experten für Wasser und Hygiene, in das betroffene Gebiet entsendet werden. 2018 wurde das Emergency Medical Team von Malteser International von der WHO zertifiziert. Es kann innerhalb von bis zu 72 Stunden vor Ort sein, um medizinische Nothilfe und Basisgesundheitsversorgung zu leisten.

In der Übergangshilfe gilt es, Schritt für Schritt den Weg aus der akuten Krise heraus in Richtung langfristiger Entwicklungsmaßnahmen zu finden, die die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig verbessern. Wichtige Projekte sind zum Beispiel der Wiederaufbau von Infrastruktur, die Bekämpfung von Krankheiten und ihrer Ursachen durch den verbesserten Zugang zu medizinischer Versorgung und Lebensmitteln oder die Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung.

Im Hinblick auf die Stärkung der Widerstandsfähigkeit und der Kapazitäten ist es essenziell, die lokale Bevölkerung auf zukünftige Katastrophen adäquat vorzubereiten. Viele Länder sind durch extreme Wetterphänomene oder wieder aufflammende Konflikte in ständiger Bedrohung einer neuen Krisensituation. Katastrophenvorsorge zielt darauf ab, Notfallpläne sowie Schutz- und Evakuierungsmaßnahmen zu erarbeiten und Einsätze zu trainieren, damit im Krisenfall schnell und zielführend reagiert werden kann.


Erdbeben in Syrien und der Türkei: Jede Hilfe zählt!

Mehrere schwere Erdbeben haben am 6. Februar die Türkei und Syrien erschüttert. Zehntausende Menschen verloren ihr Leben. Die Schäden an Gebäuden und Infrastruktur sind massiv. Wir sind mit unseren Partnern vor Ort und leisten Nothilfe. Gerade in den Flüchtlingsgebieten benötigen die Menschen dringend Unterstützung, denn dort leben hunderttausende Menschen in einfachen Unterkünften und sind nun nach dem Erbeben schutzlos. In den Krankenhäusern unserer Partnerorganisationen arbeiten die Mitarbeitenden am Limit. Schon vor dem Beben war die Gesundheitsversorgung kaum zu stemmen. Nun kommen die vielen Verletzten hinzu. Jede Hilfe ist nun gefragt. Seien Sie dabei und spenden Sie jetzt für die betroffenen Menschen in Syrien und der Türkei!

Schweres Erdbeben in Syrien und Türkei
Jetzt helfen und spenden!

Nothilfe im Krisenfall

Nach Naturkatastrophen, bewaffneten Konflikten und Krisensituationen ist insbesondere in ärmeren Regionen das Leben vieler Menschen bedroht. Zahlreiche Menschen sind auf der Flucht, haben ihre Lebensgrundlagen verloren und leben in extremer Armut. Die lokalen Infrastrukturen sind mangelhaft und es fehlt an Nahrungsmitteln sowie einer medizinischen Grundversorgung. Viele Menschen haben keine Perspektiven oder Chancen für ihre Zukunft. 

Orientiert am lokalen Bedarf leisten wir in akuten Krisensituationen schnelle und effektive Nothilfe. Dazu kümmern wir uns um eine medizinische Erstversorgung, verteilen Lebensmittel und andere wichtige Hilfsgüter. Außerdem arbeiten wir daran, die Lebensgrundlage für die Menschen nachhaltig zu festigen und die lokale Widerstandsfähigkeit zu stärken.

Unsere Nothilfe im Krisenfall

Die größten humanitären Krisen der letzten Jahre

Südsudan

Der Südsudan feierte im Jahr 2011 seine lang erkämpfte Unabhängigkeit, doch der Frieden währte nicht lange. Jahrelange ethnische und politische Konflikte haben das Land gezeichnet. Eine marode Infrastruktur und mangelnde Grundversorgung in den Bereichen Gesundheit, Wasser und Sanitär versetzen die Bevölkerung in den Zustand dauerhafter Not. Der Bürgerkrieg hat bislang fast 400.000 Menschen das Leben gekostet. Rund sechs Millionen Menschen, darunter mehr als eine Million Kinder, leiden an Hunger und Unterernährung (Stand: 02/2020).

Syrien

Im März 2011 eskalierte die Gewalt in Syrien, das seitdem Kriegsschauplatz zwischen der Assad-Regierung und zahlreichen unterschiedlichen bewaffneten Gruppierungen ist. Die Zahl der Toten seit Beginn des Bürgerkriegs wird auf etwa 500.000 geschätzt, mehr als 12 Millionen Menschen sind aus ihrer Heimat vertrieben worden oder geflohen. Millionen Menschen in und um Syrien leben in menschenunwürdigen Verhältnissen und sind dringend auf Hilfe angewiesen. Zwar konnten Akteure wie der Islamische Staat (IS) 2019 weitgehend zurückgedrängt werden, ein Ende der Krise ist aber kaum in Sicht.

DR Kongo

In der Demokratischen Republik Kongo sind knapp 13 Millionen Menschen aufgrund jahrelanger gewaltsamer Konflikte, Fluchtbewegungen und dem Ebola-Virus auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter über 1,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Lebensmittel und Trinkwasser sind knapp, unzählige Menschen leben unterernährt und in Armut.

Ukraine

Am 24. Februar 2022 passiert das lange Undenkbare: Russland greift die Ukraine an. Es herrscht Krieg in Europa. Die humanitären Folgen sind immens: Im April 2022 sind bereits mehr als 5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. Mehr als 7 Millionen Menschen befinden sich innerhalb des Landes auf der Flucht. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist groß. Wir sind für die notleidenden Menschen aus der Ukraine da und leisten konkrete Hilfe: mit Hilfstransporten, warmen Mahlzeiten, Trinkwasser, Decken, psychosozialer und medizinischer Versorgung sowie Unterkünften.

Jemen

Der Jemen befindet sich in einer schweren humanitären Krise. Schon immer war der Jemen das ärmste Land der Arabischen Halbinsel, doch seit der Eskalation des Bürgerkriegs 2014 hat sich die Lage dramatisch verschlechtert. Die Aktion Deutschland Hilft (ADH) weist auf 24 Millionen Menschen hin, die auf Schutz und humanitäre Hilfe angewiesen sind, darunter fast 16 Millionen Menschen, die vom Hungertod bedroht werden.

Weitere Themen

World Humanitarian Summit: 5 Jahre nach dem humanitären Weltgipfel

Vor fünf Jahren, am 23. und 24. Mai 2016, tagten in Istanbul auf Initiative der Vereinten Nationen mehr als 9.000 Vertreterinnen und Vertreter von Staaten, humanitären Organisationen, der Zivilgesellschaft und des Privatsektors. Ihr Ziel: Die Stärkung und Weiterentwicklung der interna­tionalen humanitären Hilfe. Ein zentrales Ergebnis des World Humanitarian Summit ist die Abschlusserklärung Grand Bargain. Darin verpflichteten sich wichtige Geber und humanitäre Organisationen auf umfassende Maßnahmen zur Steigerung der Effektivität und Effizienz in der humanitären Hilfe. Wir schauen zurück und fragen: Wo stehen wir heute?

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Vergessene Krisen

In der ersten Zeit nach Ausbruch einer humanitären Krise berichten Medien meist umfassend aus Krisenregionen. Viele Katastrophe verschwinden danach allmählich aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Das Europäische Amt für humanitäre Hilfe (ECHO) erstellte für das Jahr 2016 eine Liste vergessener Krisen, auf der Länder wie Algerien, Ägypten, Indien, Myanmar und Pakistan zu finden sind. Malteser International setzt sich dafür ein, diese und weitere Länder, wie etwa die Ukraine und Haiti, wieder stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken, damit ihnen die erforderliche humanitäre Hilfe zukommen kann.

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Welttag der Humanitären Hilfe

Der Welttag der Humanitären Hilfe am 19. August widmet sich Menschen, die sich dem Ziel verschrieben haben die Not anderer Menschen zu lindern und sie zu unterstützen. 2019 richtete sich der Fokus des Welttags auf die weiblichen Helferinnen. Wir haben mit unseren Mitarbeiterinnen über ihre Arbeit gesprochen und darüber, was sie antreibt.

Nehmen Frauen eine besondere Rolle in der Humanitären Hilfe ein? Bringt das weibliche Geschlecht Vorteile für die Arbeit mit sich? Oder haben Frauen verstärkt mit Benachteiligungen zu kämpfen?

 

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Naturkatastrophen

Erdbeben, Wirbelstürme, Überflutungen und Dürren gehören zu den größten Verursachern humanitärer Krisen und haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Malteser International unterstützt die Menschen in Risiko-Gebieten bei Vorsorge- und Schutzmaßnahmen für zukünftige Katastrophen.

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Flüchtlingshilfe

70,8 Millionen Menschen befinden sich nach Angaben des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) weltweit auf der Flucht vor Bürgerkriegen, Auswirkungen des Klimawandels, Armut oder politischer, ethnischer oder religiöser Verfolgung. Syrien stellt dabei mit 12 Millionen Geflüchteten und Vertriebenen eine der größten humanitären Krisen unserer Zeit dar. Rund 84 Prozent der Menschen finden Zuflucht in Ländern, die selbst mit Armut und Ressourcenknappheit zu kämpfen haben, und sind dort dringend auf Hilfe angewiesen.

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Hunger in Afrika

In Afrika leiden mehr als 257 Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung, vor allem Kinder sind betroffen. Malteser International engagiert sich in Ländern wie dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo, Kenia, Uganda, Nigeria und Kamerun, um mit Hilfe von Projekten der nachhaltigen Ernährungssicherung, Nahrungsmittelhilfe und der Sicherstellung eines Zugangs zu Trinkwasser und medizinischer Versorgung bessere Lebensbedingungen für die Menschen zu schaffen.

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Fotonachweise: Nyokabi Kahura/Malteser International (Südsudan), Maram-Foundation/Malteser International (Syrien), Nyokabi Kahura/Malteser International (DR Kongo)

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