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El Niño: Entstehung und Folgen des Wetterphänomens

Etwa alle drei bis fünf Jahre tritt seit Jahrhunderten ein Wetterphänomen auf, das in verschiedenen Teilen der Welt zu extremen Wetterveränderungen führt: Wo normalerweise Trockenheit herrscht, sorgt das Klimaphänomen „El Niño“ für Niederschläge und in Regionen, in denen es üblicherweise viel regnet, bringt es Dürre. Diese Klimaanomalien können schwerwiegende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Wasserversorgung und die Gesundheit von Millionen von Menschen haben.

Historische El Niño-Ereignisse, wie das Phänomen von 2015/2016, zeigen eindrücklich, wie verheerend die Folgen für die betroffene Bevölkerung sein können. Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch den Klimawandel ist es wichtiger denn je, El Niño zu verstehen und sich bestmöglich auf das wiederkehrende Ereignis vorzubereiten.

Was ist El Niño?

Bereits vor Hunderten von Jahren bemerkten Fischer vor der Küste Perus, dass das Meer in unregelmäßigen Abständen ungewöhnlich warm wurde und die Fischerträge zurückgingen. Sie gaben dem Phänomen den Namen „El Niño“, was aus dem Spanischen wörtlich übersetzt „der Junge“ bedeutet. Hierbei handelt es sich um eine Anspielung auf das Christkind, da die Fischer das Phänomen in Südamerika häufig um die Weihnachtszeit beobachteten. Die ersten Aufzeichnungen dieses Klimaphänomens stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Forschende vermuten jedoch, dass El Niño bereits im 7. Jahrhundert verheerende Folgen mit sich brachte. Heute weiß man, dass es sich bei El Niño um ein natürliches Klimaphänomen handelt, bei dem sich das Oberflächenwasser im zentral-östlichen Pazifik stark erwärmt und sich die darüber liegende Luftzirkulation umkehrt. Das hat weitreichende Auswirkungen auf das lokale Wettergeschehen: Starke Niederschläge, Dürren und Hitzewellen ereilen die umliegenden Kontinente. Doch auch in Europa sind die indirekten Folgen von El Niño zu spüren.

Was genau El Niño auslöst, können Forschende noch nicht mit Sicherheit sagen. Daher ist das Klimaphänomen schwer vorherzusagen und variiert zudem jedes Mal in seiner Stärke und Dauer. Die globalen Auswirkungen von El Niño können jedoch die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen beeinflussen, da unter anderem Ernteerträge bedroht sind und die Gefahr für Waldbrände steigt. Daher spielen die Überwachung und das Verständnis des Phänomens eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung und Abschwächung möglicher Auswirkungen auf die betroffenen Gebiete.

Ursachen: Wie entsteht El Niño?

Normalerweise wehen über dem Äquatorial-Pazifik Passatwinde von Ost nach West und treiben so warmes Oberflächenwasser von der Küste Südamerikas Richtung Indonesien und Australien. Gleichzeitig steigt im Ozean vor Südamerika kaltes, nährstoffreiches Wasser auf. In diesem Normalzustand liegt der Temperaturunterschied zwischen dem zentral-östlichen und -westlichen Pazifik bei etwa zehn Grad. Der Ostpazifik ist demnach immer kälter als der Westpazifik. Im Westen kommt es in Verbindung mit den Passatwinden daher natürlicherweise zu starken Niederschlägen, während es in den Küstenregionen Lateinamerikas üblicherweise trocken ist. Dieser gesamte Prozess ist Teil der Walker-Zirkulation.

Während des El Niño-Phänomens werden die Passatwinde aus ungeklärten Gründen schwächer oder kehren sich ganz um, so dass sich das warme Wasser statt nach Westen nach Osten ausbreitet und vor Südamerika aufstaut. Das kalte Wasser aus den Tiefen des Ozeans vor Südamerika kann durch den Teppich aus warmem Oberflächenwasser nicht aufsteigen – es kommt zu einer überdurchschnittlichen Erwärmung des Ostpazifik. Da Plankton bei zu hohen Temperaturen abstirbt, ziehen sich auch die Fischschwärme vor der Küste Südamerikas zurück. Die Veränderung der Meeresoberflächentemperatur hat jedoch noch weiter reichende Auswirkungen und führt zu globalen Wetteränderungen.

Die genauen Ursachen für das Auftreten eines El Niño-Ereignisses sind komplex und Gegenstand aktueller Forschung. Im Gegensatz zu plötzlichen geologischen Ereignissen, die z. B. Tsunamis auslösen, baut sich El Niño über Monate auf und kann mehrere Monate bis über ein Jahr andauern. Dennoch bleibt die genau Vorhersage von El Niño nach wie vor eine Herausforderung, da jedes Ereignis in Stärke, Dauer und Auswirkungen variiert.

Auf El Niño folgt meist La Niña

Während El Niño weltweit für wärmere Temperaturen und in einigen Regionen für extreme Trockenheit sorgt, handelt es sich bei La Niña um das gegenteilige Wetterphänomen. La Niña (spanisch für „das Mädchen“) ist Teil des sogenannten El Niño/Southern Oscillation (kurz ENSO)-Zyklus und tritt typischerweise nach einer Übergangsperiode/Normalphase nach El Niño auf. Bei der Kälteanomalie La Niña herrschen die normalen Strömungsverhältnisse – allerdings in extremer Form. Im Westen ist es während La Niña noch wärmer und feuchter, im Osten noch trockener als sonst. Auf das La Niña Phänomen folgt wieder eine Normalphase, bis wieder El Niño einsetzt und der ENSO-Zyklus erneut beginnt.

Risikogebiete: Diese Regionen sind von El Niño besonders stark betroffen

El Niño beeinflusst das Wetter weltweit. Einige Regionen sind jedoch anfälliger für die direkten und indirekten Auswirkungen der Klimaanomalie. Hierzu zählen Gebiete, die sich in unmittelbarer Nähe zu den Küsten des äquatorialen Pazifiks befinden. Doch auch in anderen Ländern sind die klimatischen Auswirkungen des Wetterphänomens spürbar:

  • Westküste Südamerikas: Vor allem Peru und Ecuador erleben während eines El Niño-Ereignisses häufig starke Niederschläge, die zu Überschwemmungen und Erdrutschen führen. Die ungewöhnliche Erwärmung des Pazifiks wirkt sich auch negativ auf die Fischbestände und somit auf die Fischereiindustrie aus. Chile wiederum ist häufig von starker Trockenheit betroffen.
  • Australien und Indonesien: In diesen Regionen führt El Niño häufig zu extremer Trockenheit, was häufig auch Waldbrände zur Folge hat.
  • Südliches Afrika: Länder wie Südafrika, Botswana und Namibia können in einem El Niño-Jahr Dürren erleben, die die Wasserversorgung belasten und Hungerkrisen auslösen.
  • Nord- und Mittelamerika: Im Süden der USA und in Mexiko kommt es häufig zu erhöhten Niederschlagsmengen und somit zu Überschwemmungen.
  • Indien: In Südasien herrscht während El Niño meist Trockenheit und Dürre.

Auch wenn die Effekte von El Niño in Europa deutlich geringer ausfallen, sind die Fernwirkungen des Klimaphänomens auch hierzulande zu spüren. Forschende vermuten, dass El Niño beispielsweise zu stärkeren Kälteeinbrüchen in Zentraleuropa führen kann.

Die Folgen von El Niño für die Menschen

Die Folgen des Klimaphänomens El Niño sind vielfältig und hängen von der Stärke und Dauer der Anomalie ab. Die Auswirkungen reichen von regionalen bis zu globalen Kettenreaktionen auf das Wetter, die Umwelt, die Wirtschaft, menschliche Gesundheit und Sicherheit.

  • Veränderte Niederschlagsmuster: El Niño kann gleich zu zwei extremen Wetterbedingungen führen – anhaltenden Dürren und starken Regenfällen bzw. Überschwemmungen, die sowohl Menschenleben als auch Infrastruktur gefährden können.
  • Ernährungsunsicherheit: Sowohl Dürre als auch Starkregen führen in den betroffenen Gebieten zu Ernteausfällen. Als Folge der Wetterumschwünge droht in vielen betroffenen Ländern eine Ernährungsunsicherheit. Diese wiederum hat auch Auswirkungen auf entfernte Regionen. Die in Folge der Nahrungsmittelknappheit steigenden Lebensmittelpreise erschweren vielen Menschen auch in nicht direkt betroffenen Ländern den Zugang zu Essen.
  • Gesundheitsrisiken: Die durch El Niño verursachten Klimaveränderungen – allen voran die erhöhte Feuchtigkeit in einigen Gebieten – können das Auftreten und die Ausbreitung von Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Cholera begünstigen. Überschwemmungen und Dürren schaffen zudem Bedingungen, die die Wasserqualität beeinträchtigen und die Lebensbedingungen der Menschen verschlechtern.
  • Erhöhte Waldbrandgefahr: In Regionen, die durch El Niño unter Trockenheit leiden, steigt die Gefahr von Wald- und Buschbränden, die nicht nur erhebliche ökologische Schäden verursachen, sondern für viele Menschen auch materielle Verluste mit sich bringen.

El Niño und der Klimawandel

Während El Niño selbst ein natürliches Klimaphänomen ist, das bereits seit Jahrhunderten auftritt, verstärkt der fortschreitende Klimawandel seine Auswirkungen. Die höheren Temperaturen infolge des menschengemachten Klimawandels führen zu noch extremeren Trockenheitsperioden und Hitzewellen während einer El Niño-Phase. Forschende befürchten zudem, dass sich El Niño und La Niña-Phänomene aufgrund des Klimawandels häufen.

Vorausschauende Maßnahmen und Nothilfe: unser Einsatz bei El Niño-Ereignissen

Um die Menschen auf die schädlichen Auswirkungen des El Niño-Ereignisses bestmöglich vorzubereiten oder diese gar abschwächen oder abwenden zu können, spielt „Anticipatory Humanitarian Action“ (auf Deutsch: „Vorausschauende humanitäre Hilfe“) eine immer wichtigere Rolle für humanitäre Akteure und Regierungen betroffener Länder. Durch den Einsatz von Frühwarnsystemen, die auf Vorhersagedaten und Prognosen basieren, kann die Bevölkerung frühzeitig auf drohende Katastrophen reagieren. Dieser vorausschauende Ansatz ermöglicht es, die negativen Auswirkungen von El Niño auf das Leben und die Lebensgrundlagen der betroffenen Menschen zu verhindern oder zumindest zu verringern – und zwar noch bevor die Katastrophe ihr volles Ausmaß erreicht.

Malteser International konzentriert sich mit dem Ansatz der vorrausschauenden Hilfe nicht nur auf die unmittelbare Nothilfe und lebensrettende Frühwarnung, sondern auch auf die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der lokalen Bevölkerung. Durch frühzeitige Reaktions- und Wiederaufbaumaßnahmen, einschließlich der Umsetzung von Notfallplänen, können wir einen wichtigen Beitrag zur Minimierung der Auswirkungen von El Niño und ähnlichen Ereignissen leisten.

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