Risikominderung bei Malteser International
In einigen Arbeitsbereichen humanitärer Hilfsorganisationen sind die Risiken für Fehlverhalten oder Sicherheitsprobleme besonders hoch: Sei es Betrug oder Korruption, sexualisierte Gewalt oder Gefahren für Mitarbeitende in Krisengebieten. Malteser International (MI) setzt sich aktiv für Management und Minimierung dieser Risiken ein.
Was bedeutet ...?
- Integritätsmanagement? Hinter diesem Begriff verbirgt sich alles rund um den Schutz vor Betrug und Korruption.
- Safeguarding? Sind Maßnahmen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und Ausbeutung.
- Safety and Security? Umfasst die Betreibssicherheit und den Schutz vor Angriffen.
Malteser International toleriert keinerlei Fehlverhalten oder unethisches Vorgehen durch Mitarbeitende oder vertraglich gebundene Partner und Dienstleister. In den Bereichen Integritätsmanagement, Safeguarding und Safety and Security hat MI Richtlinien und Verfahren erarbeitet, um Risiken zu minimieren und von möglichem Fehlverhalten zu erfahren. Systematische Prävention und das 2023 eingeführte Online-Portal „Hintbox“ für anonyme Meldungen sind hierbei Schlüsselelemente. Das Team reagiert – gemäß der Nulltoleranz-Politik für Untätigkeit im Falle eines möglichen Verstoßes – auf alle Meldungen. Die Richtlinien regeln zudem im Rahmen internationaler Standards die faire und verhältnismäßige Reaktion auf jegliches Fehlverhalten regeln.
Integritätsmanagement
Im Kern geht es im Integritätsmanagement darum, das Risiko für Betrug und Korruption zu reduzieren, indem ein Arbeitsumfeld geschaffen wird, das auf Ehrlichkeit, Fairness und Respekt beruht. »Das Integritätsmanagement von MI umfasst interne Audits, Schulungen und Beratungsangebote ebenso wie die Überprüfung von Berichten und Untersuchungen, wenn ein Bericht auffällig ist«, fasst Gerhard Serafin, Interner Prüfer bei MI, die Aufgaben des Bereichs zusammen. Ziel dieser Aktivitäten ist es erstens, Korruption zu verhindern. Die Mitarbeitenden werden darin geschult, was Korruption umfasst, welche typischen Risiken es gibt, wie und mit welchen Instrumenten Korruption bekämpft wird und wie die Meldung von Verdachtsfällen funktioniert.
Dies soll sowohl aufklärend als auch abschreckend wirken und zudem die Meldebereitschaft erhöhen. Zweitens arbeitet das Integritätsmanagement-Team aktiv daran, Korruption aufzudecken, wenn sie trotz aller Maßnahmen auftritt. Präventionsmaßnahmen stattgefunden hat. Durch Nachforschungen werden sowohl korrupte Einzelpersonen ermittelt als auch systemische Lücken aufgedeckt, beispielsweise zu schwache Kontrollen. Interne Audits und Beratungsanfragen machen ebenfalls auf Integritätslücken aufmerksam. Im Jahr 2024 haben 413 MI-Mitarbeitende aktiv an insgesamt 14 Präventionsveranstaltungen teilgenommen. In Zusammenarbeit mit einem externen Berater hat das Team zudem den Leitfaden »Kurzanleitung für Untersuchungen am Arbeitsplatz« sowie ein Begleitvideo erstellt. Beides steht auf unserer Publikations-Seite kostenlos auch anderen humanitären Organisationen zur Verfügung.
Safeguarding
MI setzt sich für ein Umfeld ein, in dem Machtmissbrauch effektiv vorgebeugt wird. Dazu verpflichtet sich MI, geeignete Maßnahmen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und Ausbeutung zu treffen, sowohl für die Menschen, für die MI in den weltweiten Projekten arbeitet, als auch für die Mitarbeitenden von MI. Das Safeguarding-Team hat einen Beschwerde- und Reaktionsmechanismus (CRM, Complaint and Response Mechanism) eingeführt, der die Bedürfnisse der Gemeinschaften, ihr Feedback und ihre Beschwerden einbezieht. Transparenz, Vertraulichkeit und persönlicher Kontakt sind dabei äußerst wichtig: »Wer das System nicht kennt, vertraut ihm nicht. Wir reagieren auf alle Vorwürfe. Dabei stehen bei uns die Überlebenden der Gewalt im Mittelpunkt, und wir sind bemüht, äußerst sensibel mit den teils sehr traumatischen Themen umzugehen«, sagt Shane Fischer, Global Safeguarding Managerin bei MI. Sie und ihr Team bearbeiten die Beschwerden sowie die damit verbundenen Ermittlungen und kümmern sich um die Unterstützung der Betroffenen. Zudem sensibilisieren sie in zahlreichen Workshops die Kolleginnen und Kollegen in der Zentrale und in den MI-Standorten sowie die Mitarbeitenden von Partnerorganisationen für das Thema – ebenfalls als präventiver Ansatz. Insgesamt hat das Team im vergangenen Jahr 23 Schulungen an 10 verschiedenen Standorten weltweit durchgeführt.
Safety and Security
Konflikte, politische Instabilität und anhaltende Gewalt führen in vielen Regionen der Welt dazu, dass es für MI-Mitarbeitende sehr schwierig sein kann, sich sicher vor Ort zu bewegen. MI hat eine gesetzliche Sorgfaltspflicht gegenüber den Mitarbeitenden und muss alle angemessenen Schritte unternehmen, um deren physisches und emotionales Wohlbefinden zu gewährleisten. »Wir tun dies durch die ständige systematische Identifizierung, Analyse und Minderung von Risiken bei MI. Die Länderbüros unterstützen wir technisch und mit praktischen Anleitungen. So möchten wir dauerhaft eine positive Sicherheitskultur auf allen Organisationsebenen etablieren«, berichtet Robert Urner, Berater für Safety and Security bei MI. Im Jahr 2024 führte das Team beispielsweise ein System ein, dass die Bedrohungslage für alle Länder, in denen MI aktiv ist, bewertet und transparent einsehbar macht. Darüber hinaus wurde ein mit Reisebuchungen verknüpftes Alarm- und Überwachungssystem für alle Geschäftsreisen eingerichtet und die Sicherheitsschulung (HEAT) für alle Reisenden in Hochrisikoländer standardisiert.
Durch diese kombinierten Maßnahmen und ihre kontinuierliche Weiterentwicklung hat MI einen hohen Betriebsstandard erreicht, der alle an der Arbeit von MI beteiligten Personen schützt – und die sichere Fortsetzung der Dienstleistungen von MI für Menschen in Not gewährleistet.
»Wir investieren sehr viel in Trainings, weil wir uns bewusst sind, dass Aufklärung unglaublich wichtig ist. Studien zeigen, dass deutlich weniger Belästigungen stattfinden, wenn das Arbeitsumfeld aufgeklärt ist.«
Shane Fischer, Global Safeguarding Managerin bei Malteser International (Foto: Malteser International)