Hunger im Südsudan: Jedes Getreidekorn einzeln vom Boden aufgehoben
Hilfslieferungen im Südsudan werden dringend benötigt, aber für die Helfer sind sie häufig riskant. Rahel Kuenzle, die seit Juni 2018 für Malteser International im Südsudan arbeitet, berichtete über unsere Lieferungen in die Dörfer im südsudanesischen Distrikt Raga.
Nach sieben Jahren Bürgerkrieg im jüngsten Staat der Weltgemeinschaft leben mittlerweile vier Millionen Südsudanesen auf der Flucht. Die fruchtbaren Äcker liegen brach. Denn aus Angst vor gewaltsamen Übergriffen trauen sich die Menschen nicht mehr auf ihre Felder.
Selbst Grundnahrungsmittel müssen mittlerweile aus den Nachbarländern Sudan und Uganda importiert werden, und das ist teuer. Das Geld der Südsudanesen ist dagegen kaum noch etwas wert: Die Inflationsrate schwankt enorm und lag zwischenzeitlich bei 800 Prozent. Das hat dramatische Folgen für die Menschen, die sich kaum noch Lebensmittel leisten können und hungern.
Lage in abgelegenen Dörfern ist besonders dramatisch
Die Straßen in die Dörfer des Distrikts Raga sind so marode und gefährlich, dass kaum ein Lastwagen mit den dringend benötigten Lieferungen aus Uganda und dem Sudan hierher kommt. Die Fahrt in diese entlegene Gegend ist gefährlich, denn immer wieder kommt es zu bewaffneten Übergriffen. Lebensmittel gibt es kaum noch zu kaufen und die Menschen ernähren sich hauptsächlich von Mangos und wilden Früchten. Die Situation ist dramatisch.
Rahel Kuenzle reiste im Juli gemeinsam mit einem großen Team von Kollegen, Fachkräften und Fahrern in fünf Dörfer in Raga, um lebenswichtige Grundnahrungsmittel an die Bewohner zu verteilen. Zwar war der Zeitpunkt für die Hilfslieferungen aufgrund der entspannten Sicherheitslage günstig, doch die beginnende Regenzeit erschwerte den Transport der Hilfsmittel enorm: „Die Straßen waren kaum befahrbar. Prompt ist auch noch einer unserer Lastwagen im Schlamm steckengeblieben und musste herausgezogen werden. Wir haben zwei ganze Tage für eine 400 Kilometer lange Fahrt gebraucht. Das hat unseren Zeitplan zwar etwas umgeworfen, aber wir haben schlussendlich unser Ziel erreicht“, berichtet Kuenzle.
Malteser International verteilt Öl, Bohnen, Salz, Sorghum, Wasser, Seife
„In den Dörfern leben mittlerweile neben den ursprünglichen Bewohnern auch viele Flüchtlinge, die hier Schutz gesucht haben. Als wir nach zwei Tagen im ersten Dorf ankamen, waren die Menschen sichtlich erleichtert, dass sie Hilfe bekamen. Wir verteilten Öl, Bohnen, Salz, Sorghum, Wasserkanister und Seife“, berichtet Kuenzle.
Für die Menschen sind die Hilfslieferungen extrem wichtig. „Ich habe gesehen, wie ein kleiner Junge damit beschäftigt war, einzelne Getreidekörner, die auf den Boden gefallen waren, vorsichtig aufzusammeln. Das war ein Schlüsselmoment, den ich nicht vergessen werde. So groß die Strapazen beim Transport auch waren, die glücklichen Gesichter der Menschen in dieser abgelegenen Gegend waren es wert“, sagt Kuenzle.
Zwei von drei Südsudanesen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Helfen Sie Menschen wie Rahel dabei, hungernde Menschen mit Essen zu versorgen und spenden Sie jetzt.
Hier erfahren Sie mehr über unsere Hilfsprojekte im Südsudan.