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One Health in der DR Kongo: Ganzheitliche Epidemieprävention und Bekämpfung von Tropenkrankheiten

In der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) gibt es immer wieder Ausbrüche zoonotischer Infektions- und vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTDs – neglected tropical diseases). Malteser International führt daher in zwei besonders betroffenen Regionen sogenannte One Health-Projekte durch. Dabei geht es darum, Human-, Tier und Umweltgesundheit zusammen zu denken und so die die Gesundheitsversorgung und Epidemieprävention in besonders gefährdeten Gebieten zu verbessern.

Seit Ende 2021 setzen wir ein One Health-Projekt im Nordosten des Landes, im Territoire de Mahagi, in der Provinz Ituri um. Ein weiteres grenzüberschreitendes Projekt wird seit Oktober 2021 im Norden der DR Kongo, im Territoire de Bondo in der Provinz Bas-Uélé, sowie im Süden der Zentralafrikanischen Republik (ZAR), in der Préfecture du Mbomou, umgesetzt. Beide Projektgebiete beheimaten zahlreiche zoonotische Infektionskrankheiten und NTDs. In der Region Mahagi unterstützen wir mit dem One Health-Projekt die Bevölkerung in sieben Gesundheitszonen (insgesamt circa 1,7 Millionen Menschen) und in der Region Bondo in drei Gesundheitszonen sowie in einem Gesundheitsdistrikt in der ZAR (insgesamt circa 610.000 Menschen). Darüber hinaus werden insbesondere ansässige Gesundheitszentren, Veterinäreinrichtungen sowie Dörfer, Schulen und öffentliche Einrichtungen gefördert.

Die Projektgebiete in den Provinzen Bas-Uélé und Ituri werden immer wieder von zoonotischen Infektionskrankheiten und NTDs heimgesucht. Allerdings erhalten die Krankheitsausbrüche in den Regionen verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit und eine Aufarbeitung und Analyse epidemiologischer Daten findet kaum statt.

Das Territoire de Mahagi (Provinz Ituri) grenzt im Südwesten an den Albertsee. Durch das Gewässer stellt die Zoonose Bilharziose/ Schistosomiasis einen erhöhten Risikofaktor in der Region dar, die durch Hautkontakt mit Zerkarien – kleinsten Saugwürmern – im Wasser übertragen wird. Darüber hinaus handelt es sich bei dem Territoire de Mahagi um die einzige Region in der DR Kongo, in der die Zoonose Pest endemisch ist. Weitere Risiken gehen insbesondere von Krankheiten wie Tollwut und Brucellose aus.

In der Projektregion in Bondo (Provinz Bas-Uélé) zeichnet sich ein ähnliches Bild, was das Vorliegen von Zoonosen und NTDs angeht. Hinzu kommt, dass ein Großteil des Gebiets in einem der größten Naturschutzgebiete der DR Kongo liegt (Bili-Uélé). Die bewaldete tropische Region, Veränderungen von Landnutzung und das Vorkommen verschiedener Wildtiere erhöhen das Risko für den Ausbruch neu auftretender Infektionskrankheiten. Zu den lokalen NTDs und Zoonosen zählen beispielsweise die Flussblindheit, Lymphatische Filariose, Trachom, Bilharziose/Schistosomisasis sowie Mpox und Ebola. Viele Erkrankungen in der Projektregion sind insbesondere auf risikobehaftete Mensch-Tier-Kontakte (bspw. durch die Jagd) und fehlende Lebensmittelhygiene (insbesondere im Umgang mit Fleisch) zurückzuführen.

Obwohl diese Krankheiten ihren Ursprung in der Lebenswelt der Menschen und insbesondere im Kontakt mit der Umwelt und den Tieren haben, gibt es keinerlei Austausch und Koordination zwischen den verschiedenen Stakeholdern der Human-, Tier und Umweltgesundheit. Zudem sind effektive Frühwarnsysteme im Bereich zoonotischer Infektionskrankheiten und NTDs sowohl im Human- als auch im Veterinärbereich nahezu nicht vorhanden. Kurative und präventive Leistungen sind ebenfalls lückenhaft oder gar nicht vorhanden, z.B. aufgrund fehlender finanzieller und geografischer Zugänglichkeit von Medikamenten oder unzureichender Labordiagnostik. Darüber hinaus fehlt es in der Bevölkerung oft an Wissen zu den verschiedenen Infektionskrankheiten, sodass Verhaltensweisen nicht angepasst werden. Auch Umwelteinflüsse, wie der fehlende Zugang zu sicherem Trinkwasser, ein Mangel an Latrinen und ein fehlendes Abfallsystem sind weitere Faktoren, die Infektionskrankheiten begünstigen.

Die One Health-Projekte in den Gebieten Mahagi und Bondo zielen darauf ab, die Verbreitung zoonotischer Infektionskrankheiten und NTDs durch eine nachhaltige sektorübergreifende Stärkung lokaler Kapazitäten einzudämmen und dadurch zu einer Verbesserung der Human-, Tier- und Umweltgesundheit beizutragen.

Ziel der Projekte ist es, die Morbidität und Mortalität durch zoonotische Infektionen mit epidemischem Potenzial und NTDs mit schweren Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung durch den multisektoralen One Health-Ansatz zu vermindern.

Dabei werden folgende Unterziele verfolgt:

  • Multisektorale One Health-Komitees/Task Forces gewährleisten Wissenschaftsaustausch und gemeinsames, koordiniertes Vorgehen zur schnellen Eindämmung von Zoonosen und NTDs.
  • Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Zivilgesellschaft und den staatlichen Behörden der Sektoren öffentliche Gesundheit, Veterinärmedizin und Bildung im Bereich der Prävention, kurativen Behandlung und Diagnostik lokaler zoonotischer Krankheiten und NTDs.
  • Die Bevölkerung entwickelt ein multisektorales Grundverständnis von lokalen zoonotischen Krankheiten, was zu positiven Verhaltensanpassungen führt.
  • Einrichtung eines sektorübergreifenden Frühwarnsystems sowie gemeinsamer Berichterstattung und Sammlung epidemiologischer Daten.
  • Beseitigung negativer Umwelteinflüsse, insbesondere durch Verbesserung der WASH-Situation, tragen zur erfolgreichen Prävention von Epidemien und Mangelernährung bei.
  • Verbesserung der Ernährungssicherheit durch die Reduktion risikobehafteter Mensch-Tier-Kontakte.
  • Verbesserung der Einhaltung von Jagd- und Landnutzungsbeschränkungen in geschützten Gebieten.

Multisektorale Koordination, Wissensgenerierung und -austausch:

  • Gründung von multisektorialen One Health-Komitees/Task Forces inkl. ausgebildeten Interventionsteams
  • Stakeholder-Workshops zum Thema One Health
  • Durchführung Prävalenzstudien für Bilharziose und Brucellose sowie diverse KAP-Studien (z.B. zu Bilharziose, Brucellose, Pest, Tollwut)
     

Sensibilisierungsmaßnahmen und Kampagnen:

  • Partizipative Aufklärungs- und Kommunikationskampagnen z.B. zu spezifischen lokalen Zoonosen und NTDs, Sanitär- und Hygieneverhalten, Lebensmittelhygiene, Gefahren bei der Jagd durch risikobehaftete Mensch-Tier-Kontakte, Naturschutz & Erhalt natürlicher Ressourcen
  • Einführung Unterrichtsmodul zu lokalen Zoonosen, NTDs, One Health in der Region Mahagi
  • Tollwutimpfkampagne für Haus- und Straßenhunde
  • Massenverteilungen von Praziquantel in Gebieten am Albertsee zur Behandlung und Eindämmung der Verbreitung von Bilharziose
     

Verbesserung der Diagnostik, kurativen Behandlung und Prävention von lokalen Zoonosen und NTDs:

  • Sektorübergreifende Trainings: z.B. Schulungen von Veterinärinnen und Veterinären und Gesundheitspersonal im Bereich Falldefinition, Impfung, Labortechnik
  • Ausrüstung von Laboren (Mikroskope, Schnelltests etc.)
  • Teilweise Kostenübernahme für die Behandlung von zoonotischen Infektionskrankheiten wie z.B. Bilharziose und Tollwut (PrEP-, PEP-Impfungen)
  • Einrichtung sektorenübergreifender Frühwarnsysteme für lokale zoonotische Infektionen und NTDs sowie regelmäßige Sammlung und Auswertung epidemiologischer Daten
     

Beseitigung negativer Umwelteinflüsse und Verbesserung der WASH-Infrastruktur:

  • Bau von Wassersystemen und Latrinen
  • Kampagnen zur Müllbeseitigung
  • Bau von hygienischen Schlachtplätzen und Marktständen für Frischfleisch

Länderinfos

Hauptstadt: Kinshasa
Fläche: 2.345.410 km²
Bevölkerung: ca. 102,3 Millionen

Projektdaten

Finanzierung: BMZ
Partner: CAAMENIHU, Gesundheitsbehörden der Provinz und der Gesundheitszonen, Gesundheitszentren und Referenzkrankenhäuser

 

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