Pandemieprävention in Juba: “My healthy friend”
In einem Projekt von Malteser International lernen Schülerinnen in Juba County, sich vor dem Coronavirus zu schützen. Die Menschen hier leiden besonders unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.
Verdeckte Karten liegen auf dem Tisch, ein Plakat mit gemalten Bildern darunter. Fünf Schülerinnen stehen um den Tisch im Gemeinschaftsraum der Gumbo Christian School herum und suchen die passenden Pärchen zu den Bildern auf dem Plakat. Es erinnert ein wenig an das Kinderspiel Memory. „Ihr habt immer eine Karte, auf der ihr seht, wie ihr euch verhalten sollt und eine Karte, die zeigt, was ihr nicht machen solltet. Dieses passende Paar müsst ihr aufdecken und dann mit den Bildern auf dem Plakat vergleichen“, erklärt Wani Robert Lou, Hygienetrainer von Malteser International den Kindern. Das Spiel soll ihnen nicht nur Abwechslung in den Unterricht bringen, es soll ihnen vor allem zeigen, wie sie sich mit dem Coronavirus infizieren können. Ein Bild zeigt zum Beispiel eine Gruppe von Kindern, die eng beieinander stehen. Auf dem passenden Gegenstück steht ein Kinder allein. „Denkt daran, ihr dürft nicht eng zusammenstehen. Ihr müsst Abstand halten, wenn ihr mit Euren Freunden zusammensteht.“
In regelmäßigen Abständen fährt Robert Lou, zu der kleinen Privatschule in Rajaf Payam in Juba County. Es ist eine von 23 Schulen, in der Malteser International alle zwei Wochen Trainings und Spiele für Schülerinnen, Schüler und das Lehrpersonal abhält. „Die Spiele helfen den Kindern dabei, das Problem zu verstehen. Die Bilder verdeutlichen ihnen, wie sie sich verhalten sollen. Abstand halten, Maske tragen, all das sehen sie noch einmal auf den Bildern und durch die Wiederholungen merken sie es sich. Es ist eine gute Idee, um die Kinder zu sensibilisieren“, meint Joseph Ayella, der sogenannte „Headteacher" der Schule.
Nach dem langen Lockdown kehrten viele Mädchen nicht wieder in die Schule zurück
Die Zahlen derer, die sich im Südsudan mit dem Coronavirus infiziert haben, sind nicht besonders hoch: 12.804 Menschen haben sich nach offiziellen Angaben bis Dezember 2021 mit dem Virus angesteckt, 133 sind daran verstorben. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen, denn viel getestet wird im Südsudan nicht. Die Coronapandemie hat hier vor allem wirtschaftliche Folgen. Seit Beginn der Pandemie gab es immer wieder Lockdowns und die Reisefreiheit wurde eingeschränkt, Geschäfte und Märkte waren im Jahr 2020 monatelang geschlossen. Die Währung wurde abgewertet, sodass viele Menschen mittlerweile nicht mehr wissen, wie sie ihre Familien ernähren sollen.
Die Schulen schlossen für ein ganzes Jahr und auch dies blieb nicht ohne Folgen, erzählt die 14-jährige Jennifer Louis: „Viele Mädchen aus unserer Schule sind nach den Lockdowns nicht mehr zurückgekommen“, berichtet sie. „Sie wurden verheiratet und sind schwanger geworden. Niemand wusste, wann die Schulen wieder öffnen würden. Die Mädchen hatten das Gefühl, wenn die Schulen geschlossen sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig als zu heiraten. Aber Teenagerschwangerschaften sind gefährlich. Die Mädchen können bei der Geburt sterben, wenn sie zu jung sind.“
Spiele, um die unsichtbare Gefahr zu bekämpfen
„Abstand halten, Maske tragen, in die Armbeuge niesen, Hände waschen, das sind die Regeln, die ihr befolgen müsst, wenn ihr euch nicht mit dem Virus infizieren wollt“, erklärt Robert Lou von Malteser International. Und die Spiele und Wiederholungen zeigen Wirkung. Stolz erklären die Schülerinnen Jasmin und Jennifer, wie sie sich mit dem Virus anstecken können und wie gefährlich es ist.
Die Gefahr sehen sie nicht nur darin, dass sie sich anstecken können. Viele ihrer Schulfreundinnen haben die Schule im Lockdown abgebrochen. Und das wollen sie nicht: Jung verheiratet und schwanger werden. Nicht nur, weil die Pandemie dazu führen kann, dass sie krank werden, sondern auch, weil sie sicher sind, dass ihre Freundinnen, die die Schule während des Lockdowns endgültig verlassen haben, nicht mehr wiederkommen werden. „Manche von ihnen verdienen jetzt bereits ihr eigenes Geld, aber sie denken nicht an ihre Zukunft. Für mich kommt das nicht in Frage“, stellt Jasmin klar.
(Januar 2022)