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Südsudan: humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung

»Mein Name ist Betty Keji James. Ich komme aus Mukaya im Distrikt Zentral-Äquatoria. Wegen der Kämpfe zwischen der Regierung und den Rebellen sind wir von dort geflohen.« Betty ist eine von derzeit rund zwei Millionen Menschen im Südsudan, die vor der anhaltenden Gewalt in ihrem Land als intern Vertriebene auf der Flucht sind.

Der Bürgerkrieg hatte dramatische Auswirkungen auf die Bevölkerung im Südsudan: Von den 12,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sind allein neun Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen – rund 5,8 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen (UN OCHA, Stand: Februar 2024).

In Atende, einem kleinen Ort in der Nähe der Landebahn von Yei, direkt an der Straße zur Hauptstadt Juba gelegen, lebt Betty mit ihren vier Kindern in einem inoffiziellen Camp für Binnenvertriebene. Das Camp mit seinen rund 2.000 Bewohnerinnen und Bewohnern liegt auf der einen Seite der Straße, das Dorf Atende auf der anderen. Hier ist die 38-Jährige mittlerweile in einer von Malteser International (MI) ins Leben gerufenen »smallholder-farmers-group« aktiv. In diesen Gruppen erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Trainings zu landwirtschaftlichen Anbaumethoden, um mit dem Anbau von eigenem Gemüse besser für sich und ihre Familien sorgen zu können. Darüber hinaus können die Teilnehmenden Coachings zur mentalen Gesundheit in Anspruch nehmen, um ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

»Ich arbeite sehr hart, damit wir gute Ernten erzielen und unsere Kinder in die Schule schicken können. In der nächsten Anbausaison möchte ich meinen Ertrag so steigern, dass ich ein Lebensmittelgeschäft eröffnen kann, das mir und meiner Familie zu einem besseren Lebensunterhalt verhilft. Als ich in Atende ankam, hatte ich viele Traumata. Seit ich an den Coachings zur mentalen Gesundheit teilnehme, bin ich ruhiger und fühle weniger Stress«, sagt Betty.

»Unsere Arbeit in Atende ist ein gutes Beispiel für die praktische Anwendung des Humanitarian-Development-Peace-Nexus bei MI«, sagt Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung bei MI. Dieser Ansatz fördert eine engere Verzahnung von humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammen- arbeit und Friedensförderung. Das MI-Regionalprogramm zur Unterstützung von Vertriebenen im Südsudan und seinen Nachbarländern mit seinem Nexus-Schwerpunkt ist Gegenstand einer von der Bundesregierung finanzierten Studie des Bonn International Centre for Conflict Studies über den Zusammenhang von humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensforschung.

In Atende verbindet MI seine humanitären Hilfsaktivitäten – die Verteilungen von Wasserkanistern, Seife und Ibriq, das sind farbige Plastikkannen zum Händewaschen – mit langfristigen Aktivitäten wie den »smallholder-farmers-groups«, um die Lebensgrundlagen der Vertriebenen langfristig zu verbessern.

Friedensförderung in Atende

Ergänzt werden die Hilfsmaßnahmen mit Projektkomponenten zur Förderung des friedlichen Zusammenlebens in den Gemeinden. An der Atende Primary School, die sowohl Kinder aus der Ursprungsgemeinde als auch aus dem Camp für Binnenvertriebene besuchen, erhalten die Schülerinnen und Schüler regelmäßig von erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten Informationen zu Themen wie Anger Management, Mobbing, Diskriminierung und Ausgrenzung. Das Ziel ist es, über die Schule diese Techniken auch in den Familien zu etablieren und damit Problematiken wie häusliche oder geschlechtsspezifische Gewalt zu verringern und insgesamt zu einer friedlicheren Gemeinschaft beizutragen. Seit Ende des Jahres 2023 gibt es in Atende zudem einen Schulgarten, in dem die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen landwirtschaftlicher Praktiken erlernen. Im Jahr 2024 startete zudem die Ausbildung von Frauengruppen in der Seifenproduktion und im Töpfern, um den Teilnehmerinnen neue Erwerbsmöglichkeiten und bessere Zukunftsperspektiven zu ermöglichen.

(August 2024)

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