Wie klimafreundliche Landwirtschaft durch vertikale Landwirtschaft Wurzeln schlägt
Die Provinz Sindh im Süden Pakistans ist immer wieder von Naturkatastrophen betroffen, darunter Überschwemmungen, Dürren und extreme Hitze. Besonders hart trifft es die Menschen auf dem Land, die oft von der Landwirtschaft leben. So wie in 2022, als schwere Überschwemmungen große Zerstörung anrichteten. Viele Kleinbauern und Kleinbäuerinnen verloren ihre Felder, Ernten und damit ihre Lebensgrundlage.
Um den Menschen beim Neuanfang zu helfen, haben wir gemeinsam mit unserem lokalen Partner SRSO ein Projekt im Distrikt Khairpur gestartet. Gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützen wir betroffene Familien dabei, ihre Lebensgrundlage wieder aufzubauen – und sich langfristig besser vor zukünftigen Katastrophen zu schützen.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Förderung einer klimafreundlichen Landwirtschaft. Ziel ist es, den Gemeinden zu helfen, nachhaltige Einkommensquellen zu entwickeln – und das mit innovativen Ansätzen: Dazu gehören unter anderem sogenannte vertikale Tunnelanlagen für den Gemüseanbau sowie die Einrichtung von Baumschulen. Diese Methoden bringen viele Vorteile: Sie erhöhen nicht nur die Erträge, sondern verbrauchen auch weniger Wasser und verlängern die Anbauzeit. Damit die Menschen diese neuen Techniken erfolgreich umsetzen können, wurden sie in sogenannten Business Development Groups (BDGs) organisiert. Dort erhalten sie Schulungen zu klimaresistenter Landwirtschaft, betriebswirtschaftlichem Denken und praktischem Know-how für den Aufbau eigener kleiner Unternehmen.
Bisher konnten bereits 20 Baumschulen und 10 Tunnelanlagen in fünf vom Hochwasser betroffenen Gemeinden eingerichtet werden: Mehar Veesar, Pir Budro, Sabar Rind, Kharirah und Hindyari. Insgesamt sind aktuell 90 Menschen aktiv an dem Projekt beteiligt – 60 in den Baumschulen, 30 in den Tunnelanlagen. Die erste Ernte, darunter Spargelgurken, Auberginen und Bittermelonen, wurde bereits erfolgreich auf lokalen Märkten verkauft. Für die Gemeinden ist das ein greifbarer Beweis: Ihre Mühe zahlt sich aus, und der Weg in eine sichere, selbstbestimmte Zukunft ist möglich.
Erfolgreiche Landwirtschaft in Ali Abad
Im Dorf Ali Abad im Union Council Hindyari haben drei Bauern – Ghulam Zuhran, Shokat Ali und Karam Hussain – mit ihrem Mut zur Veränderung etwas Besonderes geschafft. Als Teil des Projektes von Malteser International begannen sie damit, in sogenannten vertikalen Tunnelanlagen wassersparend und unabhängig von der Saison Gemüse anzubauen.
Heute verkaufen sie Gurken, Kürbisse und Bittermelonen auf lokalen Märkten – und verdienen damit rund 1.000 Pakistanische Rupien pro Tag. Das reicht nicht nur für den Lebensunterhalt ihrer Familien, sondern erlaubt ihnen auch, in den Ausbau ihres Anbaus zu investieren. „Wir haben nicht nur unsere Lebensgrundlage verbessert, sondern auch neue Fähigkeiten und Selbstvertrauen gewonnen“, sagt Ghulam Zuhran. Ihr Erfolg spricht sich herum: Auch in den umliegenden Dörfern wächst das Interesse. Immer mehr Menschen wollen wissen, wie die Methode funktioniert – und ob sie sich auch für sie eignet.
Der Erfolg wächst weiter
Nach diesen ersten vielversprechenden Erfolgen geht das Projekt nun in die nächste Phase und soll ausgeweitet werden. Geplant sind der Bau weiterer Tunnelanlagen, der Anbau neuer, stark nachgefragter Gemüsesorten und engere Verbindungen zu lokalen Märkten. Außerdem erhalten die Teilnehmenden fortlaufende Schulungen – sowohl in moderner, klimaresilienter Landwirtschaft als auch in unternehmerischem Denken.
Diese Initiative ist mehr als ein landwirtschaftliches Projekt. Sie zeigt, wie Gemeinschaften durch Wissen, Innovation und Zusammenarbeit widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel werden können. Und sie gibt vielen Menschen in Khairpur neue Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben.
(Juni 2025)