Stärkung des Gesundheitssystems
Februar 2022: Die kleine Stadt Trostyanets im Süden des Oblast Sumy, 30 km von der russischen Grenze entfernt, wird von der russischen Armee besetzt. Das Krankenhaus wird beschossen, es gibt weder Gas noch Strom noch Wasser. Viele Menschen ergreifen unter Lebensgefahr die Flucht. März 2024: Trostyanets ist rückerobert, zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner kehren zurück, darunter Ärzte, Ärztinnen, Pflegepersonal. Viele von ihnen sind traumatisiert, aber die Arbeit muss weitergehen – so wie in allen Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine.
Bewältigung von Schmerz und Wut
Seit 2022 arbeitet das medizinische Personal in der gesamten Ukraine oft unter Einsatz des eigenen Lebens und ihrer psychischen Gesundheit. Nach Angaben der WHO haben die Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen Ende 2023 sogar noch zugenommen. 2024 hat Malteser International (MI) daher gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen einen Schwerpunkt darauf gelegt, die mentale Gesundheit des medizinischen Personals zu stärken – und damit das gesamte Gesundheitssystem.
Preisgekröntes Programm
Eine wichtige Rolle spielt dabei das von der ukrainischen Partnerorganisation Mental Health Service (MHS) implementierte Programm »Doctor & War«. Ärzte, Ärztinnen und Pflegepersonal können in dessen Rahmen akute psychische Rehabilitationsmaßnahmen wie Techniken zur Burnout-Prävention und zur Bewältigung von Stress und Ängsten erlernen. 2024 konzentrierten sich die Aktivitäten auf den Oblast Sumy. Denn Trostyanets und andere Orte hier waren erneut besonders stark von Kriegshandlungen betroffen. »Derzeit können unsere Ärztinnen und Ärzte sich nicht wegen psychischer Probleme krankschreiben lassen. Die Teilnahme am Programm ermöglicht es dem medizinischen Personal, arbeitsfähig zu bleiben, weiteren psychischen Problemen vorzubeugen und die Versorgung der Patientinnen und Patienten aufrechtzuerhalten«, sagt Oksana Ivantsova, die bei MHS für »Doctor & War« im Oblast Sumy verantwortlich ist.
Hilfe, die mehr bedeutet
Als weitere Unterstützung liefert MI gemeinsam mit Partnern medizinische Hilfsgüter und führt Weiterbildungen zu evidenzbasierten Techniken für psychische Gesundheit durch. Zudem bieten insbesondere die Malteser Ukraine Kurse in medizinischer und psychologischer Erster Hilfe an. Diese Kurse sind auch im Kontext der mentalen Gesundheit wichtig: »Erste Hilfe ist nicht nur Wissen, sondern eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung. Die Fähigkeit zu helfen ist eine Entscheidung für das Leben«, sagt Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine.
»Was wir in den Trainings gelernt haben, hat sich direkt auf meine Gesundheit ausgewirkt. Mein Schweregefühl verschwand und ich bekam wieder Lust, zur Arbeit zu gehen, die ich sehr liebe. Ich wurde geselliger, freundlicher. Mein Schlaf verbesserte sich, ich fühlte mich erholt. Die Techniken zur Stressbewältigung, die ich während der Schulung gelernt habe, bringe ich auch meinen Patientinnen und Patienten bei.«
Vita, leitende Krankenpflegerin aus dem Trostyanets Primary Medical Care Center, Oblast Sumy (Foto: MHS/Malteser International)