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Wenn es nicht bald regnet, werden Menschen sterben

Seit 2020 hat es in einigen Teilen Kenias nicht ausreichend geregnet. Die vierte Regenzeit in Folge blieb aus. Bereits 1,5 Millionen Tiere sind in dem ostafrikanischen Land verendet und mehr als vier Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Wir verteilen Trinkwasser, Bargeld, Viehfutter und Lebensmittel an die Viehhirten in Kenia.

Wenn man in das Gesicht der 50-jährigen Ntitoya Mirgichan blickt, möchte man nicht meinen, dass sie gerade die schlimmste Dürre in 70 Jahren in ihrer Heimat erlebt. Denn Frau Mirgichan strahlt eine enorme Kraft und Zuversicht aus. Und die meiste Zeit liegt ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Doch als sie beginnt, von ihren Lebensumständen zu berichten, wird sie ernst. „Es sind nur noch vier Tiere von meiner Herde übrig und sie sind so schwach, dass sie kein Geld mehr einbringen. Früher habe ich mehr als 2.500 kenianische Schilling (rund 20 Euro) für eine Ziege bekommen, heute bekomme ich kaum noch 1.000. Gleichzeitig sind die Preise für Lebensmittel so stark gestiegen, dass ich meine Familie von diesem wenigen Geld gerade einmal einen Tag lang ernähren kann.“ 

Hier, tausende Kilometer entfernt von der Ukraine, im Norden Kenias, leiden die Menschen unter den Preissteigerungen auf dem Weltmarkt durch den Krieg: Die Preise für Speiseöl sind in Kenia seit dem vergangenen Jahr um mehr als 50 Prozent gestiegen, für Weizen müssen die Menschen rund 40 Prozent mehr zahlen. Wegen der hohen Benzinpreise steigen auch die Transportkosten rasant. Hinzu kommt die Klimakrise. Obwohl die betroffenen Menschen selbst nur einen sehr geringen Ausstoß an CO2 durch ihre Lebensart verursachen, sind die Auswirkungen für Menschen wie Ntitoya Mirgichan deutlich zu spüren.

 

Düstere Prognose: Regen wird in den kommenden Monaten nicht erwartet

„Wenn es jetzt nicht bald regnet, werden nach den Tieren auch die Menschen sterben“, sagt Frau Mirgichan. Vor einiger Zeit ist ihr Mann gestorben. Verhungert sei er, berichtet sie. Ihre Ziegen- und Schafsherde, ihre Lebensgrundlage, ist quasi nicht mehr vorhanden. „Aber mit dem Tierfutter, das ich von Malteser International bekommen habe, sehe ich, dass es den Tieren jeden Tag besser geht. Sie geben wieder Milch, sie haben wieder Kraft sich zu bewegen. Ohne dieses Tierfutter wären sie gestorben“, ist sich Frau Mirgichan sicher. Vier Regenzeiten sind in ihrer Heimat Marsabit County, im Norden Kenias, mittlerweile ausgefallen. Und auch für die kommenden Monate sehen die Prognosen düster aus. Regen ist noch immer nicht in Sicht.

Bereits rund 1,5 Millionen Tiere sind allein in Kenia in den vergangenen Monaten verendet. Die Kadaver verrotten am Straßenrand und werden von der roten Erde bedeckt. Mehr als vier Millionen Menschen sind in Kenia auf Hilfe angewiesen, weil sie sich nicht mehr ernähren können.

 

Enorme Belastung: Eine ungewisse Zukunft

Es ist das erste Mal, dass Roba Bora an diesen Platz zurückkehrt, seit seine persönliche Katastrophe über ihn hereinbrach. Hier, in Hurri Hills, verendete in nur einer Nacht im Januar fast seine gesamte Herde. Am 17. Januar gab es einen plötzlichen Wetterumschwung und Kälteeinbruch. Tausende Tiere starben und von Herrn Boras 867 Tieren blieben nur 16 am Leben. Herr Bora ist 70 Jahre alt und hat schon vieles in den vergangenen Jahrzehnten erlebt. Doch so schlimm wie jetzt sei es noch nie gewesen, meint er. „Die Hirten sind früher von weit weg hierher nach Hurri Hills gekommen, weil der Boden so fruchtbar war. Heute sieht es hier wie in der Chalbi Wüste aus. Ich habe angefangen, Kautabak zu nehmen, weil ich so gestresst bin. Ich schlafe nicht mehr, weil ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Mein Bruder ist verhungert. Nun bin ich auch für seine Kinder verantwortlich. Ich weiß nicht mehr, wie ich die Schulgebühren für meine vier Kinder zahlen soll.“

Um Menschen wie Roba Bora und Ntitoya Mirgichan in dieser extremen Notlage zu unterstützen, haben wir Trinkwasser, Bargeld, Tierfutter, Lebensmittel wie Öl, Tee, Salz, Zucker und Getreide an 1.200 Haushalte verteilt.

Unser Ziel: nachhaltig unterstützen

Seit August werden weitere 800 Familien unterstützt. „Wichtig ist es uns, dass wir den Menschen auch langfristig helfen können. Um dies zu gewährleisten, werden wir sie in einem nächsten Schritt, gemeinsam mit unserem lokalen Partner, dabei unterstützen, ihre Viehwirtschaft neu zu strukturieren. Es ist wichtig, dass sie in ihren Herden widerstandfähigere Tiere halten und züchten, die weniger Wasser benötigen. Auch die Vermarktung der Tiere muss professioneller werden, damit die Viehhalter ein kleines Polster aufbauen können. Sie müssen sich grundsätzlich an die veränderten Gegebenheiten anpassen, denn sonst wird dieses Gebiet für sie in naher Zukunft unbewohnbar“, sagt Roland Hansen, Leiter der Afrikaabteilung.

Durch die steigenden Preise, vor allem für Lebensmittel und Benzin, können auch wir derzeit immer weniger Menschen mit unserer Hilfe erreichen. Denn je teurer die Hilfsgüter und der Transport wird, desto weniger können wir zu den von der Dürre betroffenen Menschen bringen.

 


Darum sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen: Bitte unterstützen Sie uns bei unserer Arbeit im Norden Kenias und spenden Sie für die Menschen.

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