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Junge Indigene stärken das Gesundheitswesen in La Guajira

In vielen ländlichen und indigenen Regionen Kolumbiens bleibt der Zugang zu höherer Bildung nach der Sekundarschule eine große Herausforderung. Armut, weite Entfernungen zu städtischen Zentren und mangelnde Transportmöglichkeiten hindern Tausende junge Menschen in La Guajira daran, sich weiterzubilden. Zudem sind die Gemeinschaften, in denen sie leben, durch verunreinigtes Wasser, chronischer Mangelernährung und fehlender medizinischer Grundversorgung einem erhöhten Krankheitsrisiko ausgesetzt.

Malteser International möchten den Gemeinden in dieser Situation zur Seite stehen. Seit Februar 2025 unterstützen wir deshalb junge indigene Frauen und Männer dabei, sich zu Pflegeassistentinnen und -assistenten ausbilden zu lassen. Durch ihren Einsatz soll die medizinische Versorgung in ihren Heimatgemeinden sich langfristig verbessern.

Insgesamt 53 junge Menschen aus indigenen Wayuu-Gemeinden nahmen an dem Ausbildungsprogramm teil. Das Stipendium deckte sämtliche Kosten für Unterricht, Verpflegung, Uniformen, Lernmaterialien, tägliche Fahrten und andere Gebühren. Die Ausbildung erfolgte in Zusammenarbeit mit der lokalen Wayuu-Organisation IPSI Anashiwaya und dem Instituto Politécnico del Caribe (INCAT) in Riohacha. Nach erfolgreichem Abschluss erhielten die Teilnehmenden ein vom kolumbianischen Gesundheitsministerium anerkanntes Zertifikat als Gesundheitsassistentin bzw. Gesundheitsassistent. Damit sind sie befähigt, medizinische Grundversorgung in ihren Gemeinden zu leisten, in Gesundheitszentren zu arbeiten und ihre Ausbildung fortzusetzen.

Neue Perspektiven

Inelva ist eine junge Frau aus der Gemeinde Chotemana im ländlichen Riohacha. Als sie die Highschool abschloss, sah sie ursprünglich keine Chance für sich, weiter zu lernen. „Hier gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel. Um zur Berufsschule zu kommen, muss ich mehrere Kilometer zu Fuß gehen oder eine Motorradfahrt bezahlen – das kostet etwa 20 Dollar pro Strecke“, erzählt sie. Dank des Stipendiums von Malteser International konnte sie jedoch eine Ausbildung in Riohacha, der Hauptstadt der Region La Guajira, absolvieren.

 

 

„Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung. Selbst der Transport wurde bezahlt – das ist eine enorme Erleichterung. Früher wusste ich nicht, wie ich die Symptome einer Erkältung von schwereren Krankheiten unterscheide. Oder wie man Anzeichen von Unterernährung erkennt. Jetzt fühle ich mich sicher dabei, mit meiner Gemeinde über Gesundheit zu sprechen.“

Inelva, Gesundheitsassistentin

Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf Prävention, Erste Hilfe, Behandlungsabläufen bei häufig auftretenden Krankheiten sowie Ernährungsberatung – insbesondere für Schwangere und Kinder. In Inelvas Gemeinde und vielen anderen hier sind diese Fachkenntnisse von zentraler Bedeutung, denn es gibt keine festen medizinischen Einrichtungen. In solchen Regionen führt fehlendes Wissen oft dazu, dass eigentlich behandelbare Erkrankungen schwerwiegend verlaufen. Ergänzt wurde der Kurs durch praktische Einsätze in lokalen Gesundheitseinrichtungen, die den Teilnehmenden wertvolle Berufserfahrung vermittelten und ihnen neue Perspektiven für ihre berufliche Zukunft eröffneten.

Ein zentrales Element des Programms ist die Verbindung von traditionellem Wissen mit westlicher Medizin sowie die Vermittlung der Inhalte in der indigenen Sprache Wayuunaiki. So können die Pflegekräfte wirkungsvoll mit ihren Gemeinschaften kommunizieren. Sie dienen außerdem als interkulturelle Vermittler zwischen den staatlichen Gesundheitsdienstleistern und den Patientinnen und Patienten.

Dieser gemeindebasierte Ausbildungsansatz setzt gezielt an strukturellen Herausforderungen an: dem eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsversorgung und qualifiziertem Personal in ländlichen und indigenen Regionen. Er trägt dazu bei, Versorgungslücken dort zu schließen, wo grundlegende Bedürfnisse bislang unzureichend gedeckt sind. Die Initiative bietet jungen Frauen und Männern nicht nur eine fundierte Ausbildung, sondern stärkt zugleich das soziale Gefüge ihrer Gemeinschaften und schafft nachhaltige Lösungen – entwickelt von der Gemeinde, für die Gemeinde.

„Heute weiß ich, wie ich handeln muss, wenn jemand Hilfe braucht“, sagt Inelva. „Das ist nicht nur ein Diplom – es ist eine Verantwortung gegenüber meiner Gemeinschaft.“

Dieser Text basiert auf einem Artikel von Malteser International Americas von August 2025.

 

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