Erdbebensichere Häuser für Nepal
Als das verheerende Erdbeben der Stärke 7,8 das Dorf Aapchaur in Zentral-Nepal am 25. April 2015 erschütterte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis die komplette Existenz der meisten Dorfbewohner vernichtet war. 120 Häuser im Dorf stürzten direkt ein, doppelt so viele waren danach einsturzgefährdet und unbewohnbar. 12 Menschen im Dorf verloren ihr Leben, Unzählige wurden schwer verletzt. Der Verlust der kompletten Jahresernte und das Vieh, das durch das Erdbeben getötet wurde, lässt sich bis heute nicht beziffern. Die Menschen waren verzweifelt und hoffnungslos. Im Dorf Aapchaur leben Menschen aus dem Volk der Danuwar, eine besonders stark diskriminierte ethnische Minderheit in Nepal. In Anbetracht der Tatsache, dass das gesamte Land nach dem Erdbeben im Chaos versank, gab es im schwer zu erreichenden Dorf in den Bergen Nepals für das marginalisierte Volk fast keine Hoffnung auf schnelle Hilfe.
Erste Hilfe nach dem Erdbeben
Den ersten Kontakt zu den Dorfbewohnern hatten wir im Zug der Winterhilfe für Nepal 2015 über unsere Partnerorganisation Rural Self-Reliance Development Centre. Im Zeitraum vom Frühjahr zum Herbst 2015 war nicht viel passiert in dem Dorf: Noch immer waren große Teile des Dorfes zerstört und viele Familien obdachlos. Durch die Nothilfe im Winter nach dem Erdbeben konnten wir vielen Dorfbewohnern zumindest ein provisorisches Dach über dem Kopf ermöglichen, aber es war klar, dass noch mehr passieren musste. So entstand bei unserer nepalesischen Partnerorganisation die Idee, das Dorf beim Bau neuer, erdbebensicherer Häuser zu unterstützen. Zumal die Regierung Nepals zu diesem Zeitpunkt neue Richtlinien zum erdbebensicheren Bauen herausgegeben hatte. Die Idee trugen sie an uns heran und wir waren sofort begeistert von dieser Initiative und machten uns direkt an die Planung des Projektes.
Bau erdbebensicherer Häuser
Die erdbebensicheren Häuser für das Dorf Aapchaur wurden einstöckig geplant, gebaut aus hohlen Zement-Steinen. Zur Herstellung der Steine wurden Sand und Kiesel aus dem nahegelegenen Fluss verwendet. Der Wiederaufbau wurde von ortsansässigen Arbeitern geleistet, um den Familien nicht nur Obdach zu geben, sondern auch Arbeitsplätze in der abgeschiedenen Region zu schaffen. Die Arbeiter übernahmen dabei die Rolle von Trainern und der Bauleitung, die Familien selbst realisierten das meiste der Bauarbeiten nach Trainings und Workshops dann unter Anleitung selbst. Die finanzielle Unterstützung für das Projekt konnte so dazu genutzt werden, Materialien zu beschaffen und die Vorarbeiter zu bezahlen. Die Häuser waren kostengünstig, schnell und einfach zu Bauen. Aber vor allem waren sie erdbebensicher. Da beim Bau außerdem die neuen Bauvorschriften Nepals, die nach dem Erdbeben erlassen wurden, eingehalten wurden, sicherte die Regierung Nepals weitere Unterstützung zu. So stand das Projekt auf einer sicheren finanziellen Basis.
Begeisterung im ganzen Dorf
Schnell breitete sich Begeisterung und Tatendrang unter den Dorfbewohnern aus, die alle so schnell wie möglich mit dem Bau ihrer eigenen Häuser beginnen wollten. Die Nutzung lokaler Materialien überzeugte die Dorfbewohner ebenfalls sofort. Sie sind stark mit der Natur und ihrer Umgebung verwurzelt und legen großen Wert darauf, im Einklang mit ihr zu leben. Diese Begeisterung für das Projekt ließ sich in jedem Training spüren, das wir für die Menschen durchführten. In diesen Trainings lernten sie alle wichtigen Fähigkeiten für den Bau ihrer eigenen Häuser kennen. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf das Mauern stabiler und erdbebenresistenter Wände gelegt. Eine Fähigkeit, die den Menschen auch beim zukünftigen Bau von Häusern, Ställen oder anderen Gebäuden zu Gute kommen wird. Mit dem neu erworbenen Wissen konnten sich die Dorfbewohner aktiv beim Bau ihrer eigenen Häuser einbringen. Das macht das Volk der Danuwar, die sehr unter Diskriminierung und Ausgrenzung aus der Gesellschaft in Nepal leiden, besonders stolz.
Neue Häuser für Erdbebenopfer
Kompakt, stabil und sicher: Das sind die neuen Häuser für die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Nepal. Die Familien von Gobinda und Thakur Rai lebten vor dem Erdbeben in dreistöckigen Häusern aus Geröll und Schutt, nur durch Mörtel zusammengehalten. Bei dem Erdbeben stürzten ihre Häuser binnen Sekunden zusammen. Die Familien waren nach dem Erdbeben obdachlos.
Sie lebten lange in Zelten oder Notunterkünften. Beide Familien nahmen an unseren Workshops und Trainings zum Hausbau teil. Dort lernten sie alle Fähigkeiten, um den Bau ihres neuen Heims in Angriff zu nehmen.
Jetzt konnten sie ihr neues Haus beziehen, das sie mit unserer Hilfe selbst erbaut haben: Ein einstöckiges, stabiles Heim für die Familien, das den neuen Bauvorschriften Nepals entspricht. Das erfüllt die ganze Familie mit Stolz.