Kinderarbeit und Hunger im Nordwesten Syriens

"Seitdem ich meinen Vater vor sieben Jahren verlor, fühle ich mich für meine Geschwister und meine Mutter verantwortlich. Ich fühle mich auch dafür verantwortlich, ihre Ausgaben und Grundbedürfnisse zu decken."

Dies ist kein Zitat eines erwachsenen Mannes, der sich um seine Familie kümmert. Es sind die Worte von Ahmed, einem 10-jährigen Jungen aus Syrien, der aufgrund von Terroranschlägen und Besetzung seine Heimatstadt Al-Lataminah, in der Umgebung von Hama, vor neun Jahren mit seiner Familie verlassen musste.

Im Nordwesten Syriens unterstützt Malteser International Tausende von Menschen, die aufgrund des starken Anstiegs der Lebensmittelpreise Hunger leiden, darunter auch Ahmed. Da sich Familien das nötigste häufig nicht leisten können, werden die Kinder oft schon in jungen Jahren zur Arbeit gezwungen, um finanziell die Familie zu unterstützen. Die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen drängen die Kinder in Arbeitsbereiche, die häufig gesundheitsschädlich oder gefährlich sind.

Der 10-jährige Ahmed arbeitet in einer Motorradwerkstatt um seine Familie mit Lebensmitteln und Medizin zu versorgen. Seit dem Tod seines Vaters fühlt er sich dazu verpflichtet. Foto: HIHFAD/Malteser International

Viele Mahlzeiten ein weit entfernter Traum

Mehr als 70% der Bevölkerung von Nordwestsyrien geht hungrig zu Bett. Gemeinsam mit unseren syrischen Partnern vor Ort leisten wir lebensnotwendige Hilfe um diese Menschen zu unterstützen. Foto: HIHFAD/Malteser International

Ahmed arbeitet in einer Motorradwerkstatt in der Nähe seines Flüchtlingscamps, um Lebensmittel und Medizin für seine Geschwister kaufen zu können. Sein Bruder und seine Schwester leiden beide unter steifer Rückenmuskulatur, was ihnen selbst im Alltag zusätzliche gesundheitliche Beschwerden und Schmerzen zufügt.

"Viele Mahlzeiten sind für uns mittlerweile ein weit entfernter Traum geworden. Fleisch hatten wir schon seit Eid letztes Jahr nicht mehr. Manchmal gehen wir früh ins Bett, weil es nichts zu Essen gibt," sagt Ahmed’s Mutter Hafiza, die gemeinsam mit ihren drei Kindern im Blue Camp in der Stadt Maarat Misrin im Norden Idlibs wohnt.

Laut UNOCHA haben ca. 3,3 Millionen Menschen in Nordwestsyrien - und damit 73% der Bevölkerung in dieser Region - mit starker Ernährungsunsicherheit zu kämpfen (Stand: April 2023). Seit dem verheerenden Erdbeben am 06. Februar hat sich diese Situation dramatisch verschlechtert. Hunger und Unterernährung bei Kindern schießen in die Höhe.

In enger Zusammenarbeit mit unserer syrischen Partnerorganisation 'Hand in Hand for Aid and Development' (HIHFAD), verteilten wir lebensnotwendige Hilfsgüter an Ahmed und seine Familie, darunter Essenskörbe, Winterdecken, Matratzen, Zeltisolierung und Babyprodukte. Jedoch wird jede weitere Hilfe benötigt, um sicherzustellen, dass die Ernährungssicherheit in Syrien nicht auf der Strecke bleibt.

Juni 2023