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Heuschreckenplagen: Wie wir in betroffenen Regionen helfen

In großen Schwärmen können Heuschrecken massive Schäden anrichten: Innerhalb kürzester Zeit fressen sie Grünflächen kahl und zerstören komplette Ernten und Weidegründe. In Ostafrika wütet aktuell die größte Heuschreckenplage seit vielen Jahren. Auch Teile Südasiens und des Nahen Ostens sind betroffen. Durch die rasante Vermehrung der Insekten ist die Ausbreitung der Schwärme kaum aufzuhalten. Menschen verlieren ihre Lebensgrundlagen und geraten in existenzielle Not. Im Zusammenspiel mit extremen Wetterverhältnissen wie Dürren und Überschwemmungen, Konflikten und der Corona-Pandemie droht Ostafrika eine drastische Verschlimmerung des Hungers. Wir sind vor Ort im Einsatz, um die Bevölkerung zu unterstützen und ihre Existenz zu sichern.

Heuschreckenplage in Ostafrika: So verheerend sind die Folgen

Riesige Heuschreckenschwärme fressen derzeit in Ostafrika binnen weniger Minuten Weiden und ganze Felder kahl. Die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen ist massiv bedroht. Die Schwärme bestehen aus Hunderten von Millionen Wüstenheuschrecken und decken teilweise ein Gebiet von fast 2.500 Quadratkilometern ab. Bereits Ende 2019 zogen die ersten Schwärme über das Horn von Afrika: Äthiopien, Somalia, Uganda, der Südsudan und Kenia sind von der Plage besonders betroffen.

Für Kenia ist es die größte Heuschreckenplage seit über 70 Jahren. Doch auch asiatische Länder, wie Pakistan und Indien, haben seit Monaten mit den Insekten zu kämpfen. In Pakistan wurde Anfang 2020 aufgrund der aktuellen Lage ein nationaler Notstand ausgerufen.

In einzelnen Regionen Ostafrikas droht eine Hungersnot. Gerade die ländliche, ohnehin meist in Armut lebende Bevölkerung, deren Lebensgrundlage die Land- und Viehwirtschaft ist, leidet unter den Folgen der Plage. Die Heuschrecken vernichten ihre Ernten und das Weideland ihres Viehs, welches zu verhungern droht. Mit ihnen verlieren die Viehbesitzer ihre gesamte Existenz.

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Ursachen und Entstehung einer Heuschreckenplage

Normalerweise leben Wüstenheuschrecken als Einzelgänger und vermeiden den Kontakt zu ihren Artgenossen. Allerdings kann sich dieses Verhalten unter bestimmten Bedingungen innerhalb weniger Stunden ändern: Rücken die Insekten notgedrungen auf engem Raum zusammen, werden sie von solitären zu geselligen Tieren. Sie vermehren sich, bilden Schwärme und gehen gemeinsam auf Nahrungssuche. Warum die Heuschrecken plötzlich eine Gruppendynamik entwickeln und sich zu Schwärmen zusammenschließen, wird bereits seit vielen Jahren erforscht: Das Verhalten zeigt sich vor allem dann, wenn die Heuschrecken nicht genügend Nahrung finden.

Darüber hinaus tragen die Wetterbedingungen zur rasanten Vervielfältigung der Heuschrecken bei. Nach extremen Regenfällen zum Beispiel finden sie im feuchten Boden die idealen Brutbedingungen vor. Aus diesem Grund neigen die Insekten in trockenen Regionen gerade während regenreichen Perioden zur Massenvermehrung.

Der Einfluss des Klimawandels auf die Heuschrecken

Zusätzlich begünstigt der Klimawandel die Entstehung von Heuschreckenplagen. Grund dafür ist laut Experten der „Indische-Ozean-Dipol“. Das Wetterphänomen beschreibt eine natürlich vorkommende Anomalie der Meeresoberflächentemperatur im Indischen Ozean. In der Regel tritt das Phänomen lediglich alle vier bis sechs Jahre auf – allein in 2019 und 2020 war das, bedingt durch den Klimawandel, jedoch bereits mehrmals hintereinander der Fall.

Dabei ist die Meeresoberfläche im Osten des Indischen Ozeans ungewöhnlich kühl, sodass an Land ein hoher Luftdruck herrscht. Für das an den Ozean angrenzende Australien bedeutet das Phänomen beispielsweise lang andauernde Trockenphasen, die unter anderem auch zu den verheerenden Buschbränden geführt haben. Östliche Winde treiben die kühle Luft über den Ozean bis zur Afrikanischen Küste im Westen. Unterwegs nimmt die Luft mehr Feuchtigkeit auf und erhitzt sich. Trifft sie auf Land, hat das sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen zur Folge, die wiederum die Gefahr einer Heuschreckenplage drastisch erhöhen.
 

Warum sind Heuschreckenplagen so gefährlich?

Gehen die Heuschrecken in Schwärmen auf Nahrungssuche, sind die Ausmaße geradezu zerstörerisch. Die Wüstenheuschrecken fressen unter anderem Grünpflanzen, Hirse, Reis und Getreide. Dabei nehmen sie täglich die Menge ihres eigenen Körpergewichts zu sich, also etwa zwei Gramm.

Bereits ein Quadratkilometer Heuschrecken braucht jeden Tag so viel Nahrung wie 35.000 Menschen. Sobald die Schädlinge die Vegetation in einem Gebiet kahl gefressen haben, ziehen sie weiter – so können die Tiere an einem Tag bis zu 150 Kilometer zurücklegen.

Hinzu kommt die exponentielle Vermehrung der Wüstenheuschrecken. Ein einziges Weibchen legt bis zu 80 Eier in den Boden. Nach zwei Wochen schlüpfen die neuen Heuschrecken, nach zehn Tagen können sie fliegen. In nur drei Monaten kann sich die Population durch die neuen Generationen verzwanzigfachen, nach einem halben Jahr kann sie unter günstigen Brutbedingungen sogar 400-mal größer sein.

Können die Heuschrecken gegessen werden?

In vielen Ländern werden Heuschrecken bereits gegessen, da sie besonders reich an Eiweiß sind. So stellt sich grundsätzlich die Frage, ob die Insekten als Nahrung gegen den Hunger geeignet sind, wenn andere Lebensmittel knapp werden. Forscher raten jedoch klar davon ab, die Tiere zu verzehren, da sie in großen Schwärmen auch giftige Pflanzen fressen und dadurch selbst giftig werden.

Werden die Schädlinge mit Pestiziden bekämpft, kann auch das für die Menschen beim Verzehr eine Gefahr darstellen. Darüber hinaus ist es bei der Größe der Schwärme kaum möglich, die Heuschrecken so schnell einzufangen, dass sie keine weiteren Schäden anrichten können.
 

So helfen wir den von der Heuschreckenplage betroffenen Menschen in Kenia

Gemeinsam mit unserem lokalen Partner PACIDA und in Abstimmung mit der FAO – der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen – helfen wir den von der Heuschreckenplage betroffenen Menschen in Kenia, wo wir können.

Um die Verluste der Bevölkerung zu kompensieren, zahlen wir an besonders bedürftige Menschen mit M-Pesa, einem elektronischen Mobile Money-Service, über Mobiltelefone Geld aus, damit sie sich selbst mit dem Lebensnotwendigsten versorgen können. So können die Menschen individuell und selbstbestimmt entscheiden, ob sie zum Beispiel Futter für ihr Vieh oder Nahrungsmittel für ihre Familien kaufen möchten.

Außerdem unterstützen wir mit unserem Partner die kenianische Regierung und die FAO dabei, die Heuschreckenschwärme zu beobachten, zu lokalisieren und darüber zu informieren, welche Regionen und Gebiete besonders betroffen sind.

Bekämpfung und Eindämmung der Heuschreckenplage in Ostafrika

Obwohl das Ausmaß der Heuschreckenplage in Ostafrika absehbar war, haben die Regierungen und Behörden vergleichsweise spät darauf reagiert. In vielen Regionen Afrikas mangelt es an Ressourcen, um die Plage effizient zu bekämpfen. Trotzdem haben die Regierungen mithilfe von Landwirtschaftsexperten inzwischen damit begonnen, die Verbreitung einzudämmen und die Situation unter Kontrolle zu bringen. Grundsätzlich ist es enorm wichtig, den Kampf gegen die Heuschreckenschwärme so schnell wie möglich aufzunehmen und der rapiden Vermehrung der Insekten entgegenzuwirken.

Wüstenheuschrecken können vor allem mit chemischen Mitteln, wie Pestiziden, oder auch Biopestiziden bekämpft werden. Allerdings stellt der großflächige Einsatz von Pestiziden auch für die Bevölkerung, die Tierwelt und für Pflanzen kurz- und langfristig eine Bedrohung dar. Weitere biologische Methoden, wie die Bekämpfung mit Pilzsporen, die die Insekten befallen und töten, werden derzeit noch erforscht.
 

Berichte und Nachrichten zur Heuschreckenplage

12.02.2020

Durch Heuschreckenplage droht Hungersnot in Ostafrika

Malteser International verteilt Futter für die Nutztiere an die Landbevölkerung in Kenia

Riesige Heuschreckenschwärme, die teilweise ein Gebiet von fast 2.500 Quadratkilometern abdecken, fressen im Nordosten Kenias Weiden und Felder kahl. Es ist die größte Heuschreckenplage in dem ostafrikanischen Land seit über 70 Jahren. In einzelnen Regionen Ostafrikas droht eine Hungersnot. Denn die ländliche Bevölkerung lebt von der Viehwirtschaft. Ohne Futter werden die Tiere verhungern und den Menschen wird die Lebensgrundlage genommen.

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Sallo Guyo Wario hat so eine solche Plage noch nie erlebt

Millionen Heuschrecken fressen seit Monaten alles Grün, das sie in Kenia finden. So eine Plage hat Sallo Guyo Wario noch nie erlebt. Die Menschen im Nordosten Kenias leben von der Viehwirtschaft, doch für die Kühe und Ziegen bleibt kaum noch etwas zum Fressen. Für Menschen wie Sallo Wario haben wir nun eine schnelle Nothilfe gestartet.

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